Verfassungsschutzbericht 2010 - Baden-Württemberg
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LINKSEXTREMISMUS<br />
fordert, „die wirtschaftlichen Macht- und<br />
Eigen tumsverhältnisse infrage [zu] stellen“,<br />
und sich für „deutlich mehr außerparlamentarischen<br />
Widerstand, vom zivilen<br />
Ungehorsam bis zum politischen Streik“ ausgesprochen.<br />
Klaus ERNST als einer der beiden<br />
neuen Vorsitzenden stellte in seiner<br />
Rede auf dem Parteitag fest, es gebe<br />
„für uns keinen Grund, uns je mit diesem<br />
Kapitalismus abzufinden. Und weil der<br />
Kapitalismus nie seinen Frieden mit den<br />
Menschen machen wird, dürfen wir auch nie<br />
unseren Frieden mit diesem Kapitalismus<br />
machen“.<br />
Dass es der Partei „DIE LINKE.“ nicht<br />
nur um ein anderes Wirtschaftssystem<br />
geht, sondern dass mit „Kapitalismus“<br />
auch das gesamte Gesellschaftssystem<br />
der Bundesrepublik Deutschland gemeint<br />
ist, ergab sich auch aus dem<br />
Beschluss des Parteitags, u. a. die Programmdebatte<br />
weiterzuführen. Dazu<br />
hieß es:<br />
„Wir schärfen das programmatische Profil<br />
einer demokratisch-sozialistischen Partei,<br />
indem wir die Eigentums- und Macht -<br />
strukturen in der Gesellschaft verändern<br />
wollen.“<br />
Gregor GYSI, Fraktionsvorsitzender<br />
im Bundestag, betonte in Rostock, die<br />
Partei wolle bereits im Kapitalismus<br />
kurzfristig für Veränderungen kämpfen.<br />
Langfristig strebe man eine andere<br />
Gesellschaftsform, den „demokratischen<br />
Sozialismus“, an. Der Begriff „demokratischer<br />
Sozialismus“ geht ursprüng lich<br />
auf die Ideen des Sozialdemokraten<br />
Eduard Bernstein zurück. Er verband<br />
damit die Vorstellung, über Reformen<br />
im Rahmen des demokratischen Verfassungsstaates<br />
schrittweise zum Sozialismus<br />
zu gelangen. Die Partei „DIE<br />
LINKE.“ allerdings verbindet mit diesem<br />
Begriff nicht die Ideen Bernsteins,<br />
sondern eher diffuse Vorstellungen<br />
eines neuen Sozialismus in Abgrenzung<br />
zu den von ihr erkannten Fehlern und<br />
Unzulänglichkeiten des „real existierenden<br />
Sozialismus“ der ehemaligen DDR.<br />
4.1.2 DISKUSSION ÜBER PRO-<br />
GRAMMENTWURF<br />
Am 20. März <strong>2010</strong> legte die Programmkommission<br />
den Entwurf für ein neues<br />
Parteiprogramm vor. Das endgültige<br />
Programm soll auf dem Parteitag von<br />
2011 beschlossen und Ende 2011 ei -<br />
nem Mitgliederentscheid unterworfen<br />
werden. Der Entwurf spricht sich<br />
deutlich für einen „Systemwechsel“<br />
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