Verfassungsschutzbericht 2010 - Baden-Württemberg

ISLAMISTISCHER EXTREMISMUS UND TERRORISMUS
2010 waren die Muslimbrüder in Ägypten erneut Repressionen ausgesetzt. Es gab
mehrere gezielte Verhaftungswellen. Diese hingen vermutlich mit dem Wunsch
des Regimes zusammen, die Chancen der MB bei den Wahlen zum Oberhaus
(Schurarat) am 1. Juni und den Parlamentswahlen am 28. November möglichst
klein zu halten.
Bei den Schuraratswahlen haben die Muslimbrüder keinen einzigen Sitz gewonnen,
was sie auf die Einflussnahme des Regimes, „Korruption und Unregelmäßigkeiten“
zurückführten. Auch nach den Ende November durch geführten
Parlamentswahlen sprachen die Muslimbrüder von Manipulationen durch das
Regime. Sie hatten kein einziges Mandat errungen – bei den Wahlen 2005 waren
es 88 Sitze gewesen.
Als Wahlkampfparole behielten die Muslimbrüder „Der Islam ist die Lösung“ bei.
Damit bekräftigten sie ihre Überzeugung, dass der Islam für sämtliche Probleme
in allen Lebensbereichen eine Lösung bereithalte. Solche Formeln machen komplexe
Wahlkampfprogramme überflüssig: Der kleinste gemeinsame Nenner von
90 Prozent der Ägypter, der Muslime, kommt gerade bei den bildungsfernen
Schichten gut an.
In den letzten Jahren haben die Muslimbrüder eine erstaunliche Internetpräsenz
geschaffen, von der sie auch während des Wahlkampfs profitierten. Es gibt zahlreiche
Seiten der MB selbst und MB-nahe Seiten auf Arabisch und Englisch. So findet zum
Beispiel „IslamOnline“ international starke Resonanz, auch in Deutschland.
INTERNATIONALE VERBREITUNG
Ein Ziel der MB ist es, die Menschen über Bildung und Erziehung für sich zu
gewinnen. Darum legt sie großen Wert auf die Missionierung (Da’wa) zu ihrem
Islamverständnis. Die MB-nahen Organisationen verteilen in Europa bei unterschiedlichen
Gelegenheiten Publikationen, durch die ihr Gedankengut verbreitet
wird.
Die interne Struktur der ägyptischen MB und ihrer nationalen „Zweigstellen“
ist unterschiedlich. Ebenso vertreten sie zu einzelnen Themen verschiedene
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