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Verfassungsschutzbericht 2010 - Baden-Württemberg

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ISLAMISTISCHER EXTREMISMUS UND TERRORISMUS<br />

Gemäß der salafistischen Glaubensauffassung haben sich im Lauf der Geschichte<br />

unerlaubte Neuerungen in der einst reinen islamischen Lehre verfestigt und zu<br />

einer unüberschaubaren Vielfalt von unterschiedlichen Islamauslegungen und<br />

Glaubenspraktiken geführt. Demzufolge entsprächen heutige Muslime in ihrem<br />

alltäglichen Handeln nicht mehr den islamischen Maßstäben, wie sie ursprünglich<br />

von Religionsstifter Muhammad gesetzt worden seien. Nach der Argumentation<br />

der Salafisten muss diese Entwicklung durch eine Hinwendung zur Glaubenspraxis<br />

der frühen Muslime (arab. „al-Salaf al-Salih“) um Muhammad rückgängig<br />

gemacht werden. Salafisten vertreten in diesem Zusammenhang die Auffassung,<br />

dass den frühen islamischen Quellentexten Vorschriften und Gesetze entnommen<br />

werden könnten, die für die gesamte Menschheit Gültigkeit beanspruchen.<br />

Damit eng verbunden ist eine Abwertung von Ansichten, die von dieser Auffassung<br />

abweichen.<br />

2.1.1 VORRANG DES ISLAMISCHEN GESETZES<br />

Die Anhänger des Salafismus sind davon überzeugt, dass der Islam in der Gesamtheit<br />

seiner schriftlichen Überlieferungen nicht nur eine Religion, sondern<br />

vielmehr ein gesellschaftlich-politisches System darstellt. Daher dürfe sich die<br />

Religion des Islam auch nicht in der Ausübung liturgischer Pflichten, etwa regelmäßiger<br />

Gebete, im privaten Raum Einzelner erschöpfen. Vielmehr bean -<br />

spruchen Salafisten prinzipiell die Einführung und Befolgung der als islamisch<br />

betrachteten Gesetze und Bestimmungen im öffentlichen Raum. Langfristig soll<br />

dies in die Beseitigung und Abschaffung aller anderen Gesellschaftsformen<br />

münden, denen sie die Daseinsberechtigung absprechen.<br />

Bei der Propagierung ihrer Glaubensansichten messen Salafisten dem islamischen<br />

Gesetz (Scharia) einen höheren Stellenwert bei als einer von Menschen geschaffenen<br />

Rechtsordnung. Damit sprechen sie insbesondere westlich geprägten<br />

Verfassungen und Rechtsordnungen die Rechtmäßigkeit ab. Durch diese ideo -<br />

logische Grundhaltung berührt der Salafismus in allen seinen Erscheinungsformen<br />

auch immer einzelne Politikfelder. Er kann deshalb auch als politischer<br />

Salafismus bezeichnet werden.<br />

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