Verfassungsschutzbericht 2010 - Baden-Württemberg
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LINKSEXTREMISMUS<br />
5.3 KAMPF UM „SELBST -<br />
BESTIMMTE FREIRÄUME“<br />
Der Einsatz für „selbstbestimmte Freiräume“<br />
ist für die autonome Szene in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ein Thema von<br />
herausragender Bedeutung. Nachdem<br />
bereits in vorangegangenen Jahren der<br />
Kampf um den Erhalt oder die Neuerrichtung<br />
„autonomer Zentren“ in<br />
verschiedenen Großstädten wie Stuttgart,<br />
Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg<br />
im Breisgau im Vordergrund<br />
gestanden hatte, bildete Freiburg <strong>2010</strong><br />
einen Schwerpunkt. Dort sollte im<br />
Rahmen einer „Freiraumkampagne“<br />
auf Wohnungsnot und Wohnungsleerstand<br />
aufmerksam gemacht werden.<br />
Mit dem „Kulturtreff in Selbstverwaltung“<br />
(KTS) besteht zwar bereits ein<br />
geeigneter Treff für die örtliche Szene;<br />
dennoch sieht diese, trotz eines unbefristeten<br />
Mietvertrags für das Objekt,<br />
den Kampf um „Freiräume“ nicht als<br />
beendet an.<br />
Am 6. März <strong>2010</strong> startete die „PHA<br />
Kampagne“ („Plätze.Häuser.Alles. –<br />
besetzen, kollektivieren, selbst verwalten“).<br />
Die Mitglieder setzten sich nach<br />
eigenen Angaben aus „autonomen und<br />
anarchistischen Gruppen“ sowie Einzelpersonen<br />
zusammen. „Freiräume“ definierte<br />
die Kampagne als<br />
„Orte, die den Anspruch haben mit<br />
Herrschafts- und Unterdrückungs -<br />
mechanismen zu brechen und dem<br />
ein angst- und diskri-minierungsfreies<br />
solidarisches Miteinander entgegen -<br />
zustellen. (…) Ein Freiraum kann nicht<br />
nur eine Nische sein, sondern muss<br />
Auswirkungen auf die Gesellschaft<br />
entfalten. Er bietet Infrastruktur für<br />
eine Politik, die herrschende Verhältnisse<br />
in Frage stellt und Möglichkeiten<br />
entwickelt und aufzeigt diese zu überwinden.“<br />
Entgegen einer Wohnraumbewirtschaf -<br />
tung, die der „herrschenden kapitalis -<br />
tischen Verwertungslogik“ unterliege,<br />
gelte es, „Orte und Räume“ zu erkämp -<br />
fen, „in denen ein Leben ohne Herrschaft<br />
und Unterdrückung ausprobiert“ werden<br />
könne. Daher sei es geboten, Häuser,<br />
die „nicht den Menschen und ihren Bedürfnissen,<br />
sondern allein der Verwertung“ dienten,<br />
„zurückzuholen“: Unter dem Motto<br />
„Alles für Alle“ wolle man privates Eigentum<br />
„in einen offenen Raum, der entprivatisiert<br />
und damit für Alle nutzbar ist“<br />
umwandeln. Als Zielsetzung formulierte<br />
die Kampagne:<br />
„Wir kämpfen um Häuser und Plätze,<br />
das ist jedoch nicht alles. Unser Ziel ist<br />
eine nachhaltige Destabilisierung des<br />
Kapita lismus die nur auf verschiedenen<br />
Ebenen erfolgen kann, zu groß ist das<br />
Problem um ihm mit Dogmatik und<br />
Ideologie zu begegnen.“<br />
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