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Verfassungsschutzbericht 2010 - Baden-Württemberg

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ISLAMISTISCHER EXTREMISMUS UND TERRORISMUS<br />

GESCHICHTE UND VERBREITUNG DER ÄGYPTISCHEN „MUSLIMBRUDERSCHAFT“<br />

(MB)<br />

Von Anfang an verstand sich die ägyptische MB als politische Organisation, die<br />

sich der britischen Besatzung entgegenstellte. Sie wurde schnell zu einer populären<br />

Bewegung, deren Mitgliederzahl im Ägypten der 1940er Jahre eine halbe<br />

Million Mitglieder betrug. Die MB legt großen Wert auf Bildung und Erziehung.<br />

Seit ihren Anfängen waren wohltätige Projekte ein wesentlicher Bestandteil ihrer<br />

Aktivitäten. Bis heute ist sie deshalb bei den einkommensschwachen und bildungsfernen<br />

Bevölkerungsschichten sehr beliebt.<br />

In den letzten Jahrzehnten setzte sie aufgrund der staatlichen Repressionen gezwungenermaßen<br />

auf eine sanfte Revolutionierung der Gesellschaft. Dadurch<br />

konnte die MB neben ihren geschäftlichen Aktivitäten großen Einfluss im ägyptischen<br />

Staat nehmen. Wachsende Spannungen zwischen dem ägyptischen Regime<br />

und der MB führten jedoch zu einem internen Verfolgungsdruck. Dadurch<br />

waren die Muslimbrüder nicht nur gezwungen, ihre Strategie zu ändern, sondern<br />

viele von ihnen mussten auch ins Exil gehen. So konnte sich die MB-Ideologie mit<br />

zahlreichen Ablegern in anderen arabischen Staaten und im Westen verbreiten.<br />

Einer der militantesten Vordenker der MB war Sayyid QUTB (1906–1966). Er<br />

äußerte sich in höchstem Maße judenfeindlich. QUTB verglich die Juden von<br />

heute mit denen zu Muhammads Zeit. Seinen Hass begründete er damit, dass<br />

die Juden den Muslimen von Anfang an hätten schaden wollen. Während seiner<br />

Haftzeit in den 1950er und 1960er Jahren entstanden die Werke „Im Schatten<br />

des Koran“ und „Zeichen auf dem Weg“. Sie spiegeln seine wachsende Radikalisierung<br />

aufgrund der im Gefängnis erlittenen Folter wider.<br />

Nach QUTBs Überzeugung sind die muslimischen Gesellschaften wieder in den<br />

Zustand der vorislamischen „Jahiliya“ (Zustand der Unwissenheit; vorislamisches<br />

Heidentum) zurückgefallen. Diese Nichtbeachtung des „wahren“ Islam rechtfertigt<br />

für QUTB die Ausrufung des Jihads durch die „wahren“ Muslime. Nur<br />

diejenigen Gesellschaften seien wahrhaft islamisch, welche die Scharia vollständig<br />

umgesetzt hätten. Auf diesen Grundgedanken berufen sich bis heute Jihadisten<br />

und militante Abspaltungen der MB. Letztlich läuft diese Ansicht auf einen<br />

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