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Verfassungsschutzbericht 2010 - Baden-Württemberg

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ISLAMISTISCHER EXTREMISMUS UND TERRORISMUS<br />

2.1.4 ANTIWESTLICHE FEIND-<br />

BILDER<br />

Als ein Haupthindernis bei der Umsetzung<br />

islamischer Bestimmungen betrachten<br />

Salafisten westliche Errungenschaften<br />

im sozialen, politischen und<br />

wissenschaftlichen Bereich. Aus diesem<br />

Grund streuen sie auch in Deutschland<br />

gezielt antiwestliche Narrative<br />

(Argumente und „Geschichten“) wie<br />

„der Westen führt einen Kampf gegen<br />

den Islam“. So sollen Muslime gegen<br />

unsere pluralistisch strukturierte Gesell -<br />

schaft mobilisiert werden. Militärische<br />

Interventionen wie in Afghanistan und<br />

Irak werden dann zum feindseligen Akt<br />

gegen die islamische Religion selbst um -<br />

interpretiert. Salafisten erheben den<br />

Anspruch, dass islamische Glaubensinhalte<br />

in ihrer Gesamtheit auf unbedingte<br />

Akzeptanz in der westlichen<br />

Welt zu treffen hätten. Zwangsläufig<br />

nicht ausbleibende Gegenreaktionen<br />

werden als islamfeindlich diffamiert.<br />

Dieses Spannungsverhältnis zwischen<br />

einem salafistischen Absolutheitsanspruch<br />

einerseits sowie Gegenreaktionen<br />

von Staat und Bevölkerung anderseits<br />

lässt sich auch auf die Diskussion<br />

über „Islamfeindlichkeit“ übertragen.<br />

Vorgebrachte Bedenken und Vorbehal -<br />

te werden von vornherein als „islamophob“<br />

stigmatisiert, um damit einer Debatte<br />

die Sachlichkeit abzusprechen.<br />

Den Muslimen wiederum versuchen<br />

Salafisten einzureden, dass die Ungläubigen<br />

einen Plan zur Vernichtung des<br />

reinen Islam verfolgen:<br />

„Ihr Ziel ist es die Muslime und die Gesellschaften<br />

vom reinen Islam (Tauhid) fern -<br />

zuhalten und ihnen unislamische Lehren<br />

und Konzepte (Kufr und Shirk)<br />

[= Unglauben und Vielgötterei] zu lehren<br />

und das Unterbewusstsein als auch das<br />

Wertesystem des Menschen zu korrumpieren<br />

und zu verändern, die natürliche<br />

Veranlagung des Menschen zur Wahrheit<br />

(Fitra), zu beschmutzen und dieses<br />

natürliche Verlangen nach der Wahrheit<br />

des Menschen zu rauben und ihm die freie<br />

Wahl sich für die Wahrheit zu entscheiden<br />

zu entziehen. Und dies geschieht durch<br />

unislamische Lehren wie etwa Nationa -<br />

lismus, Patriotismus, Demokratie, Freiheit,<br />

Sozialismus, Säkularismus usw.“ 5<br />

Theologisch kommt die antiwestliche<br />

Gesinnung meistens durch das salafistische<br />

Konzept „die Treue und der<br />

Bruch“ (al-Wala wa al-Bara) zum Ausdruck.<br />

Dieses Glaubenskonzept besagt,<br />

dass wahre Muslime nur anderen<br />

Muslimen Treue, Freundschaft und<br />

Lo yalität entgegenbringen dürfen; „Un -<br />

gläubigen“ sollen Muslime hingegen<br />

mit Abneigung, Hass und sogar Feindschaft<br />

begegnen. Eine solche Aufteilung<br />

der Menschen in Muslime und<br />

„Ungläubige“ entzieht letztlich einer<br />

pluralistischen Gesellschaftsordnung<br />

den Boden. Das Konzept schürt Hass<br />

und Intoleranz gegenüber Andersden-<br />

5<br />

Internetauswertung vom 9. April <strong>2010</strong>.<br />

40

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