Verfassungsschutzbericht 2010 - Baden-Württemberg

ISLAMISTISCHER EXTREMISMUS UND TERRORISMUS
der westlichen Kultur und übt so ei -
nen entscheidenden Einfluss auf Radikalisierungsprozesse
von Muslimen
aus, die im Westen sozialisiert sind.
Mehrere in jüngster Zeit ins Deutsche
übertragene Schriften al-AWLAKIs und
die Verfügbarkeit seiner Audiovorträge
auf Englisch mit deutschen Untertiteln
lassen vermuten, dass sich der Scheich
auch hierzulande großer Beliebtheit
erfreut. Angesichts seiner eingängigen
Rhetorik ist für die Zukunft nicht auszuschließen,
dass er – gleich der Entwicklung
im englischsprachigen Raum –
auch in Deutschland Muslime zu terroristischen
Taten anspornt. In einer
seiner auf Deutsch verfügbaren Schriften
fordert al-AWLAKI nicht nur die
Kampfbereitschaft der Muslime im
Westen ein. Vielmehr stilisiert er Gewalttaten
im Westen geradezu zur religiösen
Pflicht, deren Erfüllung für
Muslime zwingend vorgeschrieben ist,
wenn sie noch als solche gelten wollen:
„Es ist ein Verteidigungsjihad, welcher
verpflichtend ist. So müssen die
Muslime nicht nur aus Dar al-Kufr
[Begriff aus dem islamischen Recht,
der auf Gebiete verweist, die unter der
Herrschaft von Nichtmuslimen stehen]
wegziehen, sondern es gibt noch eine
weitere Verpflichtung, die sehr
deutlich eine Verpflichtung ist und das
ist der Jihad auf dem Wege Allahs. Die
Muslime im Westen haben also die
Wahl entweder zurückzubleiben und
die religiösen Verpflichtungen zu
erfüllen, welche den Jihad auf dem
Wege Allahs mit beinhaltet oder sie
müssen wegziehen. (...) Als Schlussfolgerung:
Jemand, der im Westen
lebt, muss sich entscheiden, ob er dort
bleibt, wobei er dann sich aktiv am
Jihad auf dem Weg Allahs beteiligen
muss, sei es mit seinem Nafs [die eigene
Person], mit seinem Maal [Geld].
Der Jihad auf dem Wege Allahs beschränkt
sich nicht nur auf den Jihad
durch sich selbst, sondern es gibt
auch den finanziellen Jihad, der Jihad
der Ghanimah [Beute].“
2.3 JIHADISTISCHE GRUPPEN MIT
DEUTSCHLANDBEZUG IM IN-
TERNET
2.3.1 STRUKTUREN
DER AKTEURE
Weltweit und auch regional aktive islamistische
Extremisten und Terroristen
nutzen das Internet intensiv zur
Propaganda und zur Kommunikation.
Letztere wird entweder offen oder äußerst
professionell über komplexe
technische Verfahren betrieben, die
nur Insidern bekannt sind.
Bereits vor dem amerikanischen Einmarsch
in den Irak 2003 hatten sich
islamistische Angebote in allen Be -
reichen des Internets ausgebreitet.
Dieser Trend hat sich bis heute fortgesetzt.
Anzahl und mediale Qualität
der islamistischen Seiten sind eindeutig
gestiegen. Der deutsch- und türkischsprachige
Anteil an Propa gandaschriften,
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