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DaMsche Awdien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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46 E. Fabricius.<br />

Geldes einverstanden, denn sie hatten nichts als Dukaten und<br />

Papiergeld; und so brachten wir den ersten Abend ziemlich<br />

erträglich zu. Es wurde gespeist, und sie erhielten ein gutes Bett.<br />

Am an<strong>der</strong>n Morgen trat <strong>der</strong> Kapitain sehr freundlich<br />

ein und sagte auf deutsch: Dank, gut Quartier! Der Lieutenant<br />

reiste nach Stralsund und brachte Konfect mit, das er unter<br />

die Frauen und Kin<strong>der</strong> reichlich austheilte. Es fand sich in<br />

<strong>der</strong> Kompagnie ein Soldat, <strong>der</strong> deutsch konnte; dieser mußte<br />

auf meine Bitte von allem Dienste frei und unser Dolmetscher<br />

sein. Den nächsten Tag brachten wir damit zu, uns zu belehren;<br />

so verstanden wir uns bald ohne Dolmetscher, und die<br />

fünf Tage, die sie bei uns waren, gingen sehr schnell und<br />

angenehm hin. Mich nannten sie: Archimandrit Carl Carlowitsch.<br />

Eines Abends tranken wir Punsch und mein kleiner<br />

Constantin wurde von einigen Gläsern ganz pi^n, d. h. betrunken,<br />

und so zärtlich, daß er sich mir immer an das Herz<br />

(211-23.) warf. Auch die übrigen Offiziere, die zu Schönhof<br />

lagen, besuchteu uns; die konnten zum Theil deutsch und<br />

französisch; doch gefielen mir zwei Deutsche, unter ihnen ein<br />

Herr von Frauendorf, ein wahrer Zierbengel, am wenigsten.<br />

Endlich schlug die Scheidestunde; sie schrieben etwas in<br />

mein Stammbuch, versprachen, wenn ihr Rückweg auch zehn<br />

Meilen bei uns vorbeiführte, so würden sie bei uns vorsprechen,<br />

und verließen uns dann mit tausend Segenswünschen. Mein<br />

kleiner Constantin beson<strong>der</strong>s war tief gerührt, kehrte immer<br />

wie<strong>der</strong> und warf sich mir in die Arme.<br />

Man hatte uns gesagt, daß ein russischer Lieutenant<br />

weniger gesittet sei als ein schwedischer Unteroffizier. Aber<br />

diese Männer übertrafen an feinen Sitten manchen schwedischen<br />

Offizier, die ich nachher kennen zu lernen genug Gelegenheit<br />

hatte. Sie haben wahrscheinlich ihren Tod bei den vielen<br />

blutigen Schlachten gefunden; ich habe sie nimmer wie<strong>der</strong>gesehen.<br />

Die an<strong>der</strong>n Höfe, welche gemeine Soldaten im<br />

Quartier gehabt hatten, denen sie wenig o<strong>der</strong> nichts gereicht,<br />

erhielten eine ansehnliche Entschädigung. Ich aber erhielt

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