DaMsche Awdien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

50 E. Fabricius.
freundliche Miene, sprachen mit ihnen französisch und darüber
waren sie so erfreut, daß sie mit Brühkartoffeln und Wasser
zufrieden waren und sprachen: e'sst charmant! Die Gefangenen
lagen die Nacht über im Saal, der General und
seine Adjutanten erhielten Betten, die Uebrigen lagerten sich
auf einer Streu in der Vorstube.
Während dieses Spektakels wurde der Kaufmann Adolf
Bohnstädt eingebracht. Er war auf einer Kindtaufe auf dem
Lande gewesen, und hatte die Stadt nicht vor der Sperrung
erreichen können. Da er sagte: er sei der portugisische Konsul
und unser Verwandter, so wurde er mit möglichstem Anstände
behandelt, aß und schlief bei den übrigen Offizieren. Einige
Tage darauf wurde er mit dem Chirurgen durch einen
Parlamentair nach Stralsund gebracht, und mit eben dem
Parlamentair erhielt ich meinen Wagen wieder.
Gleich am nächsten Morgen nach der Ankunft der
Franzosen wurde ein Wagen nach Greifswald besorgt, um
die nothwendigsten Bedürfnisse herbeizuschaffen. Mein Carl,
kaum 14 Jahre alt, mußte mit, den Einkauf zu besorgen.
Ich hatte ihm 50—60 Thaler dazu mitgegeben. Ach, wie
besorgt war ich um den armen Jungen, wie leicht konnte er
in diesem wilden Tumulte zu Schaden kommen! Aber er
war von Jugend auf sehr selbstständig gewesen, und bei dem
größten Volksauflauf hatte er als 6—8jähriger Knabe sich
stets zurecht gefunden, und war selbst über andere Kinder
als Aufseher gewesen. General Grandjean gab ihm dazu
einen alten Korporal mit, und dieser hatte sich des Burschen
so angenommen, daß er ihn nicht einen Augenblick verlassen,
sondern bei allen Einkäufen ihn begleitet und unterstützt hatte.
Mit diesem Wagen erhielt ich nun einen ansehnlichen Vorrath
von Wein, Branntwein, Kaffee, Zucker :c. Aber was
schaffte das für die Menge! Nun kam auch spät in der Nacht
mein Wagen mit einem schwedischen Parlamentair aus Stralsund
zurück. Auch dieser war gut geladen. Bohnstädt hatte
zwei Kisten mit hundert Bouteillen feinen Wein aufgeladen,