Institut für Kommunikationsnetze und Rechnersysteme - Universität ...
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Eine wesentliche Eigenschaft von E-Mail <strong>und</strong> News besteht darin, dass sehr geringe Anforderungen<br />
bzgl. Antwortzeiten bestehen. Es ist also durchaus akzeptabel, wenn Mails erst einige<br />
Minuten nach dem Abschicken beim Adressaten eintreffen. Allerdings gibt es auch andere<br />
Formen des Nachrichtenaustauschs wie z. B. das zur Spontankommunikation eingesetzte IRC<br />
(Internet relay chat) [208], die engere zeitliche Anforderungen an das System stellen.<br />
2.4.2 Echtzeitanwendungen<br />
Anwendungen mit hohen zeitlichen Anforderungen, bei denen aber auf eine gesicherte Übertragung<br />
verzichtet werden kann, haben in den letzten Jahren im Kontext von IP-Netzen an<br />
Bedeutung gewonnen <strong>und</strong> stellen gerade auch im Hinblick auf die Einführung von Dienstgüte-<br />
Architekturen einen wichtigen Treiber dar. Obwohl auch einige der in Abschnitt 2.4.1 vorgestellten<br />
Applikationen gewisse Anforderungen bzgl. der Antwortzeiten haben, werden im<br />
Zusammenhang mit IP-Netzen unter Echtzeitanwendungen vorwiegend Multimedia-Anwendungen<br />
verstanden. Diese sind dadurch charakterisiert, dass Audio- oder Videosignale in digitalisierter<br />
Form in Pakete verpackt <strong>und</strong> über ein IP-Netz zu einem Endgerät übertragen werden,<br />
wo eine Resynchronisation <strong>und</strong> ein anschließendes Ausspielen (playout) der Signale erfolgt.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich kann bei Echtzeitkommunikation zwischen Anwendungen mit harten <strong>und</strong> solchen<br />
mit weichen Echtzeitanforderungen unterschieden werden [10]. Während Anwendungen<br />
mit harten Echtzeitbedingungen nur korrekt arbeiten, wenn alle Pakete eines Stroms jeweils<br />
innerhalb einer bestimmten Frist beim Empfänger vorliegen, kommen Anwendungen mit weichen<br />
Bedingungen auch bis zu einem gewissen Maß mit verspätet ankommenden oder unterwegs<br />
verloren gegangenen Paketen zurecht. Allerdings geht dies i. d. R. zu Lasten der Audiooder<br />
Bildqualität. Durch die Entwicklungen bei Audio- <strong>und</strong> Videocodierung stellen heute nur<br />
noch wenige Anwendungen harte Echtzeitanforderungen. Statt dessen ist eine andere Klassifizierung<br />
wichtiger geworden, nämlich die Unterscheidung zwischen interaktiven Multimedia-<br />
Anwendungen (conversational media) <strong>und</strong> den so genannten Streaming-Media-Anwendungen.<br />
Bei letzteren erfolgt eine Übertragung nur in einer Richtung, sodass der Beginn einer Audiooder<br />
Videosequenz beim Empfänger mitunter stark verzögert sein kann, ohne eine Beeinträchtigung<br />
<strong>für</strong> den Nutzer entstehen zu lassen. Lediglich die zeitlichen Abstände der Signale müssen<br />
beim Empfänger wiederhergestellt werden. Bei interaktiven Anwendungen wie IP-Telefonie<br />
(voice over IP, VoIP), die vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Konvergenz von Sprach- <strong>und</strong> Datennetzen<br />
zu einem gemeinsamen Netz auf IP-Basis eine besonders große Rolle spielt, oder<br />
Videokonferenzsystemen hingegen würde eine Verzögerung im Sek<strong>und</strong>enbereich eine Konversation<br />
unmöglich machen.<br />
Die große Toleranz gegenüber Verzögerungen im Fall von Streaming Media führt dazu, dass<br />
<strong>für</strong> diese Anwendungen TCP als Transportprotokoll genutzt werden kann [159]. Dies hat in<br />
erster Linie praktische Vorteile z. B. im Hinblick auf ein leichteres Passieren von Sicherheits-