Institut für Kommunikationsnetze und Rechnersysteme - Universität ...
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Klassen angestrebt wird, ist prinzipiell aber auch ein alternativer Einsatz unter Verzicht auf<br />
spezielle Mechanismen in den Netzknoten denkbar. So könnte man sich z. B. im Fall zweier<br />
Prioritätsklassen vorstellen, dass Pakete mit höherer Priorität ggf. über einen Alternativweg<br />
mit geringerer Belastung der einzelnen Abschnitte geführt werden, während <strong>für</strong> Pakete mit<br />
geringerer Priorität immer der Standardweg gewählt wird.<br />
Ein Vorteil einer solchen Lösung auf der Basis von QoSR ist, dass <strong>für</strong> eine Einführung lediglich<br />
eine Anpassung der Routersoftware notwendig ist, während die Mechanismen in den Knoten<br />
oft einen Eingriff in die Routerarchitektur erfordern. Allerdings gibt es neben der bereits<br />
erwähnten Komplexität der Verkehrslenkungsalgorithmen auch eine Reihe von Nachteilen, die<br />
gegen eine ausschließliche Abstützung von Dienstgütearchitekturen auf QoSR sprechen:<br />
• Um eine dynamische Anpassung an die Lastsituation zu ermöglichen, sind häufige Routenänderungen<br />
erforderlich, was möglicherweise Oszillationseffekte nach sich zieht. Außerdem<br />
wächst die Gefahr, dass sich Pakete gegenseitig überholen, was insbesondere im Fall<br />
von TCP-Verkehr zu erheblichen Leistungseinbußen führt [28].<br />
• QoSR erfordert ein Zusammenwirken aller Knoten im Netz oder zumindest innerhalb eines<br />
bestimmten Netzbereichs (z. B. innerhalb eines AS). Das bedeutet zum einen, dass alle<br />
Knoten QoSR inklusive der erforderlichen Protokollerweiterungen unterstützen müssen,<br />
was die Migration zu einer QoSR-basierten Netzarchitektur erschwert. Zum anderen erhöht<br />
sich das Verkehrsaufkommen, da im Vergleich zur einfachen Verkehrslenkung zusätzliche<br />
Informationen ausgetauscht werden müssen.<br />
• Die Einrichtung unterschiedlicher Wege <strong>für</strong> Verkehr aus unterschiedlichen Klassen bedeutet<br />
zwangsläufig eine Abkehr von der Verkehrslenkung entlang des kürzesten Weges. Untersuchungen<br />
von alternativen Verkehrslenkungsverfahren in durchschaltevermittelnden Netzen<br />
haben gezeigt, dass Umwege im Hochlastfall zu einer Verschlechterung des Gesamtverhaltens<br />
führen [257]. Ähnliche Effekte sind auch beim Einsatz von QoSR – zumindest in der<br />
o. g. Verwendungsform – zu erwarten.<br />
3.2.6 Entgelterhebung<br />
Eine charakteristische Eigenschaft des Internets war lange Zeit der <strong>für</strong> die Nutzer kostenlose<br />
Zugang an <strong>Universität</strong>en <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen. Mit der zunehmenden Kommerzialisierung<br />
des Internets sowie der Ausdehnung hin zu Privathaushalten einerseits <strong>und</strong> Firmen<br />
andererseits konnte dieses Prinzip allerdings nicht mehr aufrechterhalten werden. Um die<br />
Kosten <strong>für</strong> Ausbau <strong>und</strong> Betrieb des Netzes zu tragen, wurde die Erhebung von Entgelten <strong>für</strong><br />
die Nutzung erforderlich.<br />
Die Entgelterhebung ist seit jeher eine wichtige Komponente beim Betrieb von <strong>Kommunikationsnetze</strong>n,<br />
die allerdings in klassischen Netzen weitgehend unabhängig von anderen Verkehrs-