Umweltbericht 2005/2006 - Stadt Helmstedt
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1 NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Für den Anwuchserfolg und für die zukünftigen Unterhaltungsleistungen im Bereich des<br />
Baumbestandes kommt - wie bereits geschildert - neben der Pflanzvorbereitung auch der<br />
Baumartenwahl eine ganz entscheidende Bedeutung zu. Im <strong>Umweltbericht</strong> 1998 war dargestellt<br />
worden, dass insbesondere in den stärker versiegelten Straßenbereichen die Bäume<br />
häufig die einzigen Grünbestandteile sind, die Tieren einen Lebensraum bieten können. Gerade<br />
vor diesem Hintergrund kommt den einheimischen Laubbaumarten eine große Bedeutung<br />
zu, da sie für eine große Zahl von Insektenarten wichtige ökologische Nischen bieten.<br />
Darüber hinaus liefern sie Vögeln Nahrung und Brutstätten, aber auch vielen ungefiederten<br />
Kleintieren geeignete Reviere.<br />
Aber auch ein anderer ganz wesentlicher Grund spricht für die Auswahl heimischer Arten,<br />
wie der spektakuläre Seuchenzug der Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella) gezeigt<br />
hat, dessen Auswirkungen von jedem aufmerksamen Beobachter auch in <strong>Helmstedt</strong><br />
während der letzten Jahre wahrgenommen werden konnte. Die Rosskastanie ist im Zusammenhang<br />
mit den an ihr vorkommenden Schadorganismen deshalb besonders interessant,<br />
da sie erst Mitte des 18. Jahrhunderts vom südlichen Balkan nach Zentraleuropa kam und<br />
man nun bezüglich der Miniermotte den Eindruck gewinnen könnte, sie wäre mehr oder weniger<br />
eilig nachgewandert. Die erst 1984 in Mazedonien festgestellte Miniermotte hat sich<br />
bereits 20 Jahre später in vielen Ländern Mittel- und Westeuropas etabliert. Problematisch<br />
ist in diesem Fall nun allerdings das Fehlen entsprechender Nützlingsorganismen in unseren<br />
Breiten, die eine natürliche Kontrolle dieser Schadinsekten gewährleisten könnten.<br />
Zu auffälligen Blattschäden durch die Rosskastanien-Miniermotte kommt es vor allem bei<br />
den weißblühenden Rosskastanien, die in der <strong>Stadt</strong> <strong>Helmstedt</strong> insbesondere im Bereich zwischen<br />
der Beendorfer Straße und der Goethestraße, mit dem Schwerpunkt am Kastanienweg,<br />
zu finden sind (daneben befindet sich noch ein etwas konzentrierterer Bestand am<br />
Maschweg; ansonsten sind Einzelexemplare übers gesamte <strong>Stadt</strong>gebiet verteilt zu finden).<br />
Die charakteristischen Blattschäden werden durch die im Blattinneren minierenden Larvenstadien<br />
der Motte verursacht (als „Minieren" bezeichnet man das Freilegen von Fraßgängen<br />
in den Blättern, in denen sich die Larven anschließend verpuppen). Sie entstehen im Frühjahr<br />
nach der Eiablage und dem 2-3 Wochen später erfolgenden Schlupf der Eilarven auf der<br />
Blattoberfläche, und entwickeln sich von anfänglich runden kleinen Blattflecken über den<br />
Sommer zu ausladenden länglichen Minen, die über die gesamte Blattfläche verteilt sein<br />
können. Als Folge eines starken Befalls kommt es dann zu einem vorzeiten Abwurf der Blätter.<br />
Da die Kastanien-Miniermotte bei uns wegen ihrer starken Verbreitung nach Ansicht von<br />
Fachleuten nicht mehr ausgerottet werden kann und damit wohl dauerhafter Bestandteil der<br />
Insektenfauna sein wird, müssen sich die Gegenmaßnahmen auf die Reduzierung der Populationsdichte<br />
auf ein für die Rosskastanie erträgliches Maß beschränken.<br />
<strong>Umweltbericht</strong> <strong>Helmstedt</strong> <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong> 50