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spektivenänderung, die von einem Verständnis<br />

der Arbeit als zu ›beschleunigendem‹ Gut hin<br />

zu einem Verständnis von Arbeit als effektivierbarem<br />

und steuerbarem Diskurs umschlägt (vgl.<br />

ebd. 39-151). Gleichzeitig stabilisiert sich in diesem<br />

Übergang aber auch der Begriff der ›strategischen<br />

Verwissenschaftlichbarkeit‹ von Arbeit<br />

selbst:<br />

»Erkenntnisse über die menschliche Arbeit, ihre Rahmenbedingungen<br />

und ihre Organisation haben nicht von sich<br />

aus Geltung, sondern müssen erst durch Macht oder Konsens<br />

in Geltung gesetzt werden. Die fehlende Determination<br />

der Erkenntnisanwendung durch den Erkenntnisinhalt<br />

gilt für einschlägiges Alltagswissen ebenso wie für Kenntnisse,<br />

die mit wissenschaftlichen Methoden erarbeitet<br />

worden sind« (Hoffmann 1979, 239).<br />

Abb. 29: Arbeitswissenschaftliche Rhythmusstudien<br />

– Optimierung der Anschlaggeschwindigkeit<br />

beim Schreibmaschine-<br />

Schreiben<br />

Nach dem ersten Weltkrieg entwickelt sich die<br />

Arbeitswissenschaft unter den Perspektiven jeweilig nationalstaatlicher und<br />

wissenschaftlicher Perspektiven und Paradigmen weiter. An vielen Stellen und<br />

Orten wird mit unterschiedlichsten Erkenntnisinteressen an einer Scientifizierung<br />

(größtenteils als Prozess der Effektivierung) der Arbeit geforscht.<br />

So sind beispielsweise in den Bewegungsstudien Alekseij Gastevs (1966) in St.<br />

Petersburg (die sich wiederum stark inspiriert zeigen von den Untersuchungen<br />

des ›Berliner Instituts zur Erforschung der Arbeit‹ unter Wilhelm Braune und<br />

Otto Fischer) nicht nur eine hohe Analogie zu den fotografischen Bewegungsstudien<br />

Marrays zu erkennen,¯109 sondern vor allem das Diktum der Suche<br />

nach den rhythmischen Komponenten der Arbeit. Dabei findet (zumeist in den<br />

Arbeiten der sowjetischen Arbeitswissenschaften) auch ein Anklang der futuristischen<br />

Idee der Synthese von Maschinenrhythmus und menschlichem Arbeitsrhythmus<br />

Niederschlag.<br />

Interessant ist hier der Bericht Ernst Tollers aus dem (Gastevschen) Zentralinstitut<br />

der Technik (ZIT) in Moskau, der berichtet, wie der sowjetische Arbeiter<br />

durch Akkommodation in Strukturen der Disziplinierung überführt wird:<br />

Es geht um die Erreichung der ›naturalen Arbeit‹ in der Schulung des sowjetischen<br />

Arbeiters. Der Arbeiter solle den Rhythmus der Arbeit soweit internalisieren<br />

wie möglich; dies gelingt, weil der Rhythmus von der Natur kommt.Toller<br />

wörtlich:<br />

Gilbreth<br />

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