Nohr_Natürlichkeit_Onlineversion
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mimetischen Realismus; die ›Sprache‹ des Computerspiels bedient sich der ihr<br />
traditionell innewohnenden natürlichen Funktionalität. Für eine Auseinandersetzung<br />
mit dem Symbolischen des Spiels soll daher als Vorschlag gelten, von<br />
einer synthetischen Sprachlichkeit der Bilder, beziehungsweise einer hybidisierten<br />
Bildsprache, auszugehen, die ihre Effektivität und Funktionalität einer<br />
intersubjektiven Geltung und einer mehrfach verschleierten und aufgehobenen<br />
Arbitrarität verdankt.<br />
Diese Bildsprache ist sowohl kontinuierlich als auch linear und hat keinen<br />
›Kontrast‹ und keine Differenz, da sie ikonisch zu sein scheint. Die Unauffälligkeit<br />
dieser Bildsprache generiert sich aus deren vorgeblich hohen Stereotypisierung<br />
und Konventionalisierung, die die Bildsprache ›arm‹ erscheinen<br />
lassen. Speziell die beobachtbare Tendenz der Konventionalisierung ist dabei<br />
der Schlüsselmoment, der die Konzepte des Strukturmodells an die Apparatusdebatte<br />
anschlussfähig macht. Betrachten wir das System Spiel als ein Dispositiv<br />
aus Techniken, Rezeptionsweisen und vor allem aus symbolischen Beständen<br />
der Bedeutungsproduktion, so ist einerseits das sublime Objekt des Spiels<br />
konkreter (und medientheoretisch avanciert) benannt und andererseits eine<br />
Theorietradition des Nachdenkens über die Verunsichtbarung von Gemachtheit<br />
und Apparathaftigkeit aufgerufen, die hier die Argumentation entscheidend<br />
voranzutreiben hilft.<br />
Die Apparatusdebatte postuliert ein Technikverständnis, das (Medien-)Technologie<br />
als nicht-neutra, sondern als ideologisch ›imprägniert‹ begreift. Die<br />
Effektivität dieser Imprägnierung garantiert sich aus der Unsichtbarkeit des<br />
Apparats sowie seiner ideologischen Eingebundenheit in der Rezeption. In der<br />
Weiterschreibung der Apparatusdebatte (exemplarisch durch Winkler 1992a)<br />
kann die Frage, wie Technik Inhalte determiniert, nicht ohne Bezugnahme auf<br />
die Ebene des Codes und des Symbolischen beantwortet werden. Dieses Symbolische<br />
(im Falle des Computerspiels als Bildsprache identifiziert) ist genuiner<br />
und essentieller Bestandteil einerseits des Dispositivs, andererseits aber auch<br />
des common sense. Insofern greifen die Naturalisierungstendenz und ideologische<br />
Überformung des Computerspiel-Dispositivs also nicht nur auf die Verunsichtbarung<br />
des Gemachten der Bildsprache zu, sondern auch manifestieren<br />
sich ebenso in der Verunsichtbarung der Herkunft der Bildsprache aus dem<br />
common sense. Die Verunsichtbarung des Gemachten ergibt sich – wie gezeigt –<br />
aus der Naturalisierung der bildsprachlichen Gestalt, die sich durch eine hochgradige<br />
Konventionalisierung und Stereotypisierung ergibt. Die Entstehung<br />
der bildsprachlichen Gestalt aus einem Pool gemeinschaftlich geteilter Wissensvorräte<br />
– dem common sense – naturalisiert sich durch die Ausblendung<br />
und Verunsichtbarung gerade der Konventionalisierung des bildsprachlichen<br />
190 Transparenz, Naturalisierung