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Wenn wir das Computerspiel zunächst als eine Möglichkeit zur Handlung und<br />

Aneignung symbolischer Angebote verstehen, so müsste die Logik der Werttheorie<br />

hier insofern eingreifen, als selbstproduzierten (und somit in nichtentfremdeter<br />

Arbeit hergestellten) symbolischen Angeboten der Wert innerhalb<br />

einer Tauschgesellschaft entzogen werden muss, oder diese aber per se unterbunden<br />

werden müssen, um die Funktionalität des Systems selbst nicht infrage<br />

zu stellen. Dies scheint auch innerhalb der Mediengesellschaft so zu funktionieren:<br />

›Selbstgemachte‹ Computerspiele gibt es so gut wie nicht. Selbstproduzierte<br />

Modifikationen werden zu Waren und Gütern überformt (beispielsweise<br />

das als Modifikation entstandene Counterstike (1999/2001), das schnell<br />

von einem Distributor angekauft und weitervertrieben wurde). Alles dissidente<br />

Handeln scheint ›wertlos‹. Andererseits ist es die (zumindest momentane)<br />

Spezifik des Spiels, sich gerade dieser Logik vordergründig zu entziehen.<br />

In P2P-Plattformen getauschte Spiele, gehackte Programmcodes, die Weitergabe<br />

von Spielen, der schwunghafte Handel mit Gebrauchtspielen und die fast<br />

unüberschaubare Backlist- und Emulatorenszene verweisen auf einen Zirkulationssektor,<br />

der sich einem marktökonomisch durchdrungenen Ordnungssystem<br />

quergängig erweist.¯203<br />

Wir würden nun aber der Marx´schen Ökonomie Unrecht tun, würden wir sie<br />

darauf beschränken, sie nach den Strukturen und Funktionen des Tausches zu<br />

durchsuchen, die den Tausch unidirektional über Wertbemessung, Wertsteigerung<br />

und -verknappung als Konstitutente einer kapitalistischen Wertordnung<br />

zum alleinigen System erheben würden.<br />

Innerhalb der Marx´schen Ökonomie sind der Tausch sowie die Überhöhung<br />

und Fetischisierung von Ware oder Arbeit zu Natur ein zentrales Moment.<br />

Ebenso aber ist die Marx´sche Ökonomie auch eine Theorie, die nach Ordnungssystemen<br />

und Systematiken einer Gesellschaft, die an der Warenzirkulation<br />

und die Erwirtschaftung von Mehrwert ausgerichtet ist, sucht. Und somit kann<br />

als ›zweites Gesicht‹ der Ware nicht nur das Management der Werte betrachtet<br />

werden, sondern auch die Etablierung von Ordnungsformen. Die Logik des<br />

Tausches ist in dieser Perspektive eine des ›Ausschlusses‹, da die oben genannten<br />

Tauschformen, die auf eine immanente Logik des Geschenks abzielen, mehr<br />

oder weniger kriminalisiert werden. Unter der vorgeblichen Ordnungsfunktion<br />

des Urheberschutzes würde sich so betrachtet eine Ordnungslogik durch<br />

Tauschrelation verbergen.<br />

226 Ausblick

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