Nohr_Natürlichkeit_Onlineversion
Nohr_Natürlichkeit_Onlineversion
Nohr_Natürlichkeit_Onlineversion
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
96˘ Ein solches Modell von Denotation und Konnotation ist aber einerseits als eine idealisierte<br />
und reduktive Form der Darstellung zu verstehen. Im hier verwandten Verständnis möchte<br />
ich Denotation eher offen als situationsunabhängige Grundbedeutung eines Worts verstehen,<br />
während die Konnotation die kontextuelle (intra- wie intersubjektive) Beibedeutung,<br />
Assoziation, Paratextualität etc. des Wortes bezeichnen soll. Eine solche Trennung ist aber<br />
in einem engeren sprachlogischen Sinn nur schwer aufrecht zu erhalten (vgl. dazu Winkler<br />
1989) und macht auch in enger Anbindung an einen Diskursbegriff, der Denotation grundsätzlich<br />
marginalisieren würde, keinen wirklichen Sinn. Die Verwendung an dieser Stelle<br />
ist daher auch mehr als eine nicht binäre Beschreibung unterschiedlicher Beziehungen<br />
dem Text gegenüber gedacht: Denotatierbarkeit ist eine institutionelle Unterstellung,<br />
Konnotierbarkeit eine diskursive Verheißung.<br />
97˘ Für eine strukturelle und formale Betrachtung der Koppelung von Diskursen (sowohl<br />
gleichen wie unterschiedlichen Typen) ist im Weiteren die exakte Bestimmung der<br />
Koppelung entscheidend. Dezidiert sei hierbei unterschieden in einerseits operative<br />
Diskurskoppelungen, die diskursiv-inhaltliche Brücken zwischen den Diskursen schlagen<br />
(als Beispiel mag hier die Normalverteilung anhand der Gausskurve dienen, die übergreifend<br />
in Mathematik, Astronomie oder Soziologie funktional wird). Dem gegenüber steht<br />
die emsynthetische Koppelung, die die Brücke zwischen verschiedenen Wissensbereichen<br />
nur semantisch schlägt (vgl. Link 1998, 51; ders 2001, 5).<br />
98˘ Zur Diskussion von Fritz vgl. Wiemer 2006.<br />
99˘ Eine solche Diskussion prägt einerseits die Gesamtargumentation dieses Buchs, muss andererseits<br />
aber in ihrer paradigmatischen Tiefe hier vollständig ausgeklammert werden. Im<br />
wesentlichen ist eine solche Diskussion aber motiviert durch die Auseinandersetzung mit<br />
der Philosophie Stanley Cavells bzw. dem inspirierenden Projekt Herbert Schwaabs, diese<br />
pragmatische Philosophie für populäre Medien aufzuschließen (vgl. exemplarisch Schwaab<br />
2008).<br />
100˘ Eine solche Koppelung ist auch an anderer Stelle postuliert worden, vgl. dazu exemplarisch<br />
Tietel 1997.<br />
101˘ Der Duden definiert ›Rhythmus‹ als »regelmäßige Wiederkehr; geregelten Wechsel; Zeit-,<br />
Gleichmaß; taktmäßige Gliederung« und ›distinkt‹ als »klar und deutlich abgegrenzt«.<br />
102˘ Parallel dazu argumentiert Hartmut Winkler für eine Strukturbildung der Simultanität<br />
und Redundanz im Sinne der Medien: »Die Stimme aus dem Volksempfänger oder die<br />
20-Uhr-Tagesschau synchronisieren (zeitlich) und koordinieren (sachlich-semantisch) eine<br />
ganze Nation, wie auch immer die Inhalte von den einzelnen aufgenommen werden; ähnlich<br />
übrigens wie die Uhr selbst, die als eine räumlich verteilte Technologie die verstreuten<br />
Individuen auf einen annähernd gleichen Taktschlag bringt« (Winkler 2004a, 32).<br />
103˘ Noch präziser ließe sich der Nullpunkt der Distinktionsgeschichte durch die Erfindung<br />
der Ankerhemmung bestimmen (vgl. Gendolla 1992). Diese ermöglicht die ›Erfindung‹<br />
des präzisen Uhr- und Glockenwerks und damit die Möglichkeit der ›Sendung‹ der<br />
Anmerkungen 243