Nohr_Natürlichkeit_Onlineversion
Nohr_Natürlichkeit_Onlineversion
Nohr_Natürlichkeit_Onlineversion
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
sich der Passung auf unser Problem zu entziehen. Die Beantwortung der Frage<br />
›How to do things with games?‹¯171 ist hier aber auch nicht das zentrale Interesse.<br />
Als zweite Schlussfolgerung wäre also insofern nicht darüber zu reflektieren,<br />
wie mit Symbolen im Spiel gehandelt wird, sondern eher zu fragen, wie<br />
wir handelnd symbolische Systeme manipulieren, welche wiederum auf uns<br />
einwirken. Es gilt daher auf die Irreversibilität beziehungsweise die materielle<br />
Natur des Handelns am Symbolischen im Spiel anders gelagert zuzugreifen.<br />
Eine überzeugende Argumentation ähnlicher Stoßrichtung legt Jochen Venus<br />
(2006) vor, wenn er über den Materialismus des Symbolischen im Spiel reflektiert.<br />
Der zentrale Punkt der Argumentation ist ein, an der Marx´schen ökonomischen<br />
Theorie orientierter, medienmorphologisch motivierter Versuch der<br />
Beschreibung des Computerspiels als materieller Form innerhalb der Warenzirkulation.<br />
Ausgangspunkt ist die Frage, wie das eigentlich immaterielle Zeichen<br />
innerhalb einer auf Wert und Tausch basierenden Ökonomie materiell<br />
gestaltet sein muss, damit es in die Zirkulation und Mehrwertproduktion eingespeist<br />
werden kann.<br />
Anschlussfähig sind in diesem Zusammenhang die Überlegungen Winklers<br />
(2004, hier vor allem: 110-130), der ein Modell vorschlägt, welches erklärt, wie<br />
die Diskurse ihre Kontinuität organisieren. Ausgangspunkt dieses Modells ist<br />
eine ›ambivalente‹ Konzeptualisierung des Diskurses in der Wissenschaft. Einerseits<br />
werden Medien als fluide Diskurse begriffen, die den kommunikativen<br />
Akt in den Mittelpunkt stellen, der wiederum an den menschlichen Akteur gekoppelt<br />
ist. Andererseits begreift die Theorie Schrift, Technik oder Form, also<br />
materielle Niederlegungen, als bestimmend für die Medialität. Der ›synthetisierende‹<br />
Vorschlag Winklers zielt nun (verkürzt) darauf ab, die Persistenz<br />
des Diskurses durch ein immer wiederkehrendes Wechselspiel von fluider artikulatorischer<br />
Praxis und verdichtender Niederlegung zu begreifen. Aus dem<br />
Wechselspiel von ›aussprechen – aufschreiben –lesen / aussprechen – wiederaufschreiben<br />
– …‹ entsteht eine Kontinuität des Diskurses, die auf der Seite der<br />
Niederlegung auch die materielle Persistenz des Diskurses in Form von ›Monumenten‹<br />
sicherstellt (vgl. Abb.57):<br />
»Monumente können Wiederholungen ersetzen, weil sie selbst gesellschaftliche Maschinen<br />
zur Initiierung von Wiederholung sind. Diskurse erreichen ihre Kontinuierung, indem sie Instanzen<br />
der Beharrung schaffen, die neben den Diskursen (und in Spannung zu ihnen) persistieren«<br />
(ebd. 127).<br />
In der Winkler´schen Lesweise würde sich nun klären lassen, an welcher Stelle<br />
des Computer-Spielens die Materialität des Diskurses anzusetzen wäre. Hier<br />
wäre es das Programm, das als Aufschreibung und Niederlegung die verfe-<br />
Persistenz 195