Nohr_Natürlichkeit_Onlineversion
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des Spiels muss dessen technisch-materielle Verfasstheit reflektieren, kann<br />
die se aber kaum zum dominanten Prozess erheben.<br />
Auf der Suche nach einem medienwissenschaftlich sinnvollen Ausgangspunkt<br />
für die Beantwortung dieser Frage bietet sich der (auf das Subjekt zentrierte)<br />
Zugriff auf den Handlungsaspekt des Spiels an, nicht zuletzt dann, wenn wir<br />
dieses als durch eine Gleichzeitigkeit von (performativ orientiertem) Spiel und<br />
(narrativ orientiertem) Erzählen definiert verstehen (vgl. dazu Venus 2006).<br />
Gleichzeitig empfiehlt sich ein solcher Zugriff auch über die Zeichendimension<br />
dieses Handlungsaspektes, der bereits im Zusammenhang von Probehandeln<br />
und Handeln (vgl. Kap. 3) diskutiert wurde.<br />
Im Konnex von Handeln und Probehandeln ergibt sich dann auch der (medientheoretisch)<br />
interessante Aspekt, auf die ›Wirkungsdimension‹ des Spielens<br />
abzielen zu können. Wenn das Computerspiel nicht mehr länger als ein konsequenzenfreies<br />
Probehandeln in gesellschaftlich exkludierten Räumen angenommen<br />
werden kann, dann müsste es notwendigerweise eine Ebene der<br />
Wirksamkeit in der Gesellschaft entfalten – es müsste performant sein. Dazu<br />
bedarf es einer (Neu-) Definition des Symbolischen:<br />
»Wenn alles Symbolische praktisch werden muss, geht die Pointe des Symbolischen, ein Probehandeln<br />
zu ermöglichen, das von tatsächlichen Konsequenzen zunächst entkoppelt ist, verloren;<br />
es implodiert der Unterschied zwischen Probehandeln und Handeln, virtuell und real, Konjunktiv<br />
und Indikativ« (Winkler 2004a, 199).<br />
Dem Argument Winklers (ebd. 220ff) weiter folgend, wird deutlich, dass gängige<br />
Definitionen des Symbolischen und Performanten auf einer ›Zwei-Welten-<br />
Hypothese‹ aufsitzten. Die Idee eines Probehandelns als konsequenzenfreien<br />
Handelns mit dem Symbolischen im Spiel rekurriert (beispielsweise eben bei<br />
Huizinga) auf der angenommenen Differenz zweier Arten von Handeln: einem<br />
Handeln des irreversiblen Eingreifens in die Welt und einer Handlungsform des<br />
reversiblen – weil ›nur‹ symbolischen – Handelns.<br />
Wenn wir aber nun davon ausgehen, dass auch das Handeln am Symbolischen<br />
zwangsläufig irreversible Konsequenzen haben muss, da sich die die Gesellschaft<br />
strukturierenden Diskurse eben zu Teilen aus dem Symbolischen ergeben,<br />
dann wären zweierlei Schlussfolgerungen denkbar: Einerseits könnte<br />
angenommen werden, dass das symbolische Handeln eine diskursiv oder handlungspraktisch<br />
wirksame Form der Veränderung von Bedeutungssystemen<br />
darstellen würde. Um nun die Funktionalität dieser Performanz zu bestimmen,<br />
wäre es aber im Folgenden unabdingbar, sich auf eine spezifische Auslegung<br />
oder Lektüre des (ursprünglich rein sprachphilosophisch gesetzten) Performanzbegriffs<br />
zu kaprizieren. Egal wie wir den Begriff aber wenden, er scheint<br />
194 Transparenz, Naturalisierung