26.06.2015 Aufrufe

Nohr_Natürlichkeit_Onlineversion

Nohr_Natürlichkeit_Onlineversion

Nohr_Natürlichkeit_Onlineversion

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

tion an die Technik. So wird deutlich, dass das Computerspiel aus seiner vorgeblichen<br />

Limitation und Normierung dennoch in der Verhandlung mit dem<br />

Spieler vor allem Handlungskonzepte über das Begrenzende hinaus produziert.<br />

Die permanente Hinausschiebung einer Finalität des Medienhandelns als unendliche<br />

Koppelung an die Technik durch die vorgebliche Aufhebung von Siegbedingungen<br />

ist eine vierte Verunsichtbarung von technischen und apparativen Ideologemen.<br />

Naturalisierungen des symbolischen Systems Spiel<br />

In der Gesamtbetrachtung des medialen Phänomens Computerspiel ist eine<br />

Naturalisierungstendenz des ›zugrunde liegenden‹ technischen Systems und<br />

»sublimen Objekts« Computer erkennbar, die sich analog zur »Arbeit der Transparenz«<br />

(Comolli 1986)¯38 des ideologischen Systems Kino betrachten lässt.<br />

So wie sich dort die dispositiv-technische Anordnung von Projektion, Saal und<br />

Leinwand zum ›Fenster zur Welt‹ naturalisiert und den Aufführungscharakter<br />

und die »Gemachtheit« des Filmischen verunsichtbart, gerade so agiert auch<br />

das Computerspiel an der Verunsichtbarung seiner technischen ›Gemachtheit‹.<br />

Damit ist nicht die Ausblendung der Tatsache gemeint, dass wir spielend an einer<br />

Maschine handeln. Vielmehr meint diese ›Verunsichtbarung des Gemachten‹,<br />

dass jedes Spielen uns das ›Arbeitsgerät‹ Computer vertrauter macht, uns<br />

in die Prozessierung von Texten und Bildern als Arbeitsprozess eingewöhnt,<br />

unsere Reaktionszeiten und Fingerfertigkeiten an die Maschinen anpasst und<br />

uns somit Arbeit und Freizeit ganz im ›produktions-ökonomischen‹ Sinne miteinander<br />

versöhnt.<br />

Signifikantester ›Ort‹ einer solchen Versöhnung ist die gemeinsam genutzte<br />

Oberfläche des Spiels und des Rechners, die Oberfläche des grafic user interfaces,<br />

welches in seiner archäologischen wie genealogischen Ausdifferenzierung<br />

erheblich zum Verschwinden des ›Maschinellen‹ beigetragen hat, ebenso<br />

wie die hybriden und remedialisierten Oberflächen aktueller state-of-the-art<br />

Spiele. Für Lev Manovich (2001, 214f.) kulminiert die Ausdrucksform des Computers<br />

im Interface, dass seiner Meinung nach nur zwei grundsätzliche Prozesse<br />

des Computers ›überdeckt‹: den Zugriff auf eine Multimedia-Datenbank<br />

oder eine Navigationsmethode durch räumliche Repräsentationen.<br />

Als Spezifikum dieser speziellen Oberflächen (und als Differenzkriterium zu<br />

den Oberflächen anderer technischer Interfaces) muss der Handlungsbegriff<br />

gelten, der an diese Medien herangetragen wird – oder eben präziser: durch sie<br />

evoziert wird. Denn das ›gesteigerte Erfahren‹ der Medienimplemente koppelt<br />

Naturalisierung<br />

41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!