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Nohr_Natürlichkeit_Onlineversion

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Effektivierung durch Selbstdisziplinierung wie sie im oben angeführten Bücher-Zitat<br />

schon deutlich wird: »… und auch die Leistungen unserer Hand werden<br />

damit immer gleichartiger« (ebd., 30). So konturiert sich eine gleichzeitige<br />

›Maschinisierung‹ des Aufschreibens mit der Schreibmaschine und den<br />

angekoppelten ›Schreibmädchen‹ hin zum Computer als dem vorläufig effizientestem<br />

Arbeit / Freizeit-Werkzeug der ›Textverarbeitung‹.<br />

Somit lässt sich also zunächst das Fortbestehen des Physischen und Körperlichen<br />

im Prozess der (dienstleistenden) Arbeit vermuten. Nur dass es in diesem<br />

›Übertrag‹ des Klangs der Arbeit nicht mehr um die Effektivität und Rationalisierung<br />

der körperlichen Bewegung geht.¯114 Vielmehr steht nun in dieser<br />

›neuen‹ Form der rhythmisierten Arbeit die Naturalisierung und Internalisierung<br />

des Rhythmischen selbst als ein reglementierendes und normierendes<br />

Prinzip im Vordergrund. Im Sinne einer Flexibilisierung des Rhythmischen<br />

(beispielsweise betrachtet durch die Perspektive des Link´schen Normalismus)<br />

scheint sich nunmehr das große Projekt der Moderne (das Selbstmanagement)<br />

auch hier in den arbeitenden und effektiven Körper wie auch sein Subjekt einzubetten.¯115<br />

Das selbstdisziplinatorische Projekt der Internalisierung und<br />

Naturalisierung des Arbeitsrhythmus zu betrachten, bedarf es also einer kritischen<br />

Theorie – der von Henri Lefebvre vorgeschlagenen »rhythmscience«.<br />

Rhythmscience<br />

Bei Lefebvre findet sich eine Beschreibung des Rhythmus als eine Organisationsform<br />

und disziplinatorische Funktion, die Rhythmus als durch Maß und<br />

Wiederholung charakterisiert beschreibt (Lefebvre 1992, 7) – Messung und<br />

Wiederholung subsumieren sich zur Frequenz, die wiederum auf den Körper<br />

zugreift. Die Körper und ihre Subjekte werden zu Objekten (ebd., 10). So entsteht<br />

bei Lefebvre für die Moderne ein Verständnis von Rhythmus als ›Dressur‹,<br />

als eine Formation von Selbstdisziplinierung und Internalisierung. Die originelle<br />

Wendung Lefebvres ist es, den Rhythmus somit als dispositive Organisationsform<br />

zu verstehen, die den Körper über die Koppelungsstelle der Disziplin<br />

selbst wieder ›ins Spiel‹ bringt: Denn die Frage nach dem Rhythmus-Dispositiv<br />

bringt das Körperliche insofern in Anschlag, als Dispositive der Macht den Körper<br />

selten außen vor lassen (ebd., 67).<br />

Die Rückführung des Rhythmischen bei Lefebvre auf die Frequenz (als Maß<br />

und Wiederholung) verweist auf eine Betrachtungsweise, die Normalisierung<br />

in Koppelung an Körper und Arbeit gleichermaßen durch Ähnlichkeit der rhythmischen<br />

Bewegung begreift. So finden sich die Begriffe von Distinktion und<br />

120 Rhythmus und Arbeit

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