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Die Technik des Spielens:<br />

Evokationen und sublime Objekte<br />

Von Kempelens ›Schach-Türke‹<br />

Um 1830 wird in England eine Debatte um den<br />

schachspielenden Androiden geführt. Dieser<br />

Automat stellt den Torso eines türkisch anmutenden,<br />

mechanischen Spielroboters dar, der aus<br />

einem Schrank ragt, auf dem sich ein Schachbrett<br />

befindet, auf dem der Torso mit einem mechanischen<br />

Arm die Figuren ziehen kann. Die<br />

Türen des Schrankes werden während der Vorführungen<br />

geöffnet und zeigen dem Publikum<br />

das vorgeblich rein mechanische Innenleben der<br />

Maschine. Der in der Anordnung agierende und<br />

den ›türkischen Torso‹ steuernde Liliputaner<br />

Abb.1: Der Kempelen´sche ›Schachtürke‹<br />

wird dabei mittels eines Spiegeltricks unsichtbar<br />

gemacht (vgl. Abb.1). Entwickelt wurde dieser<br />

Automat von dem österreichischen Baron Wolfgang von Kempelen. Dieser<br />

hatte den Automaten 1770 am österreichischen Hof erstmals präsentiert. Danach<br />

zog der Schachautomat (mit Unterbrechungen) durch Europa, um schließlich<br />

in England und Amerika durch den Schausteller Johann Mälzel präsentiert<br />

zu werden. Auch Mälzel führte die Maschine in öffentlichen Vorführungen dem<br />

interessierten Salonpublikum vor und ließ diese gegen einzelne Publikumsmitglieder<br />

Schach spielen. Die Frage, die dabei die interessierte Öffentlichkeit<br />

mehr als 60 Jahre lang beschäftigt, ist, ob es sich dabei um eine echte ›computierende‹<br />

Maschine oder eben um einen Schaustellertrick handele.<br />

Der Schriftsteller Edgar Allen Poe – ebenfalls mit dieser Frage beschäftigt –<br />

besucht mehrere Aufführungen des Schaustellers Mälzel, um durch aufmerksame<br />

Beobachtung und strenge Logik zu entlarven, dass sich im Inneren des<br />

Apparates ein Gehilfe verbergen müsse.<br />

Die Beweisführung Poes, dass es sich bei dem schachspielenden Türken nicht<br />

um »eine von sich aus functionirende Maschine« (ders. 1966, 275) handeln<br />

von Kempelen<br />

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