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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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deutsche Sprache an der Universität Breslau, wurde aber wegen seiner<br />

„Unpolitischen Lieder" (1840) von der Reaktion verfolgt, als<br />

freiheitlicher Demokrat und freireligiöser Mensch 30mal des Landes<br />

verwiesen und verlor seine Stellung. Nachdem er 1848 Straferlaß<br />

gewährt erhielt, arbeitete Hoffmann ab 1860 als Bibliothekar des<br />

Herzogs von Ratibor im Kloster Corvey an der Weser, wo er 1874<br />

verstarb. Als Vorkämpfer der völkischen Bewegung forschte er nach<br />

alten Volksbräuchen und Volksliedern und schrieb auch selbst deutsche<br />

Lieder wie: „Treue Liebe bis zum Grabe", „Deutsche Worte hör' ich<br />

wieder" oder „Wie könnt ich Dein vergessen". Einen unsterblichen<br />

Namen aber hat sich der dichtende Professor durch das Lied<br />

„Deutschland, Deutschland über alles!" gemacht, dessen Text er am 26.<br />

8. 1841 als Flüchtling auf der damals englischen Insel Helgoland, die<br />

den Dänen genommen worden war, schrieb. Der Hamburger Verleger<br />

Campe zahlte ihm dafür die geringfügige Summe von 60 Mark und ließ<br />

das herrliche Lied nach der Melodie Haydns in Noten setzen. Die<br />

öffentliche Uraufführung erfolgte durch die Hamburger Turnerschaft im<br />

Oktober 1841, die Einführung als deutsche Nationalhymne durch den<br />

sozialdemokratischen Reichspräsidenten Friedrich Ebert im Jahre<br />

1922 41 ).<br />

Politisch zwar nicht verfolgt, aber doch von vielen Seiten und<br />

vielleicht nicht immer zu Unrecht befehdet wurde der Orientalist Dr.<br />

phil. Paul Anton de Lagarde, eigentlich Böttcher geheißen (1827—<br />

1891). Er wirkte, wie sein Vater, als Oberlehrer in seiner Heimatstadt<br />

Berlin, ehe er 1869 eine Professur an der Universität Göttingen<br />

übernahm. Als Kämpfer gegen den Liberalismus und für eine nationale<br />

Religion ist er weithin im deutschen Bürgertum bekannt geworden. „Ich<br />

werde nicht müde werden zu predigen, daß wir entweder vor einer<br />

neuen Zeit oder vor dem Untergange stehen", so mahnt er. Unsere<br />

Zukunft liege in der „Aristokratie des Geistes", in den Besten des<br />

Volkes, die „vor die Nullen treten" müßten; „die Humanität ist unsere<br />

Schuld, die Individualität unsere Aufgabe". Seine „Deutschen Schriften"<br />

(Gottingen 1886, in zwei Bänden) weisen ihn als einen der wenigen<br />

selbständigen Fortbildner Fichtescher Gedankengänge aus. Hier kommt<br />

— vornehmlich als Bildungsprogramm — ein machtvolles<br />

antisozialistisches und aristokratisches Erneuerungsideal zum<br />

Vorschein, welches der mechanischen Bindung des einzelnen an den<br />

Staat eine organische Gliederung im Volke überordnet. Wenn die<br />

Jugend keine Ideale mehr besitze, dann treffe die Schuld dafür die<br />

verantwortlichen Kräfte des Staates, die ihr keine zu bieten vermögen.<br />

Die größte Gefahr liege in einer<br />

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