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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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cs den verelendenden Handwerkern. Das Land entvölkerte sich und die<br />

Flucht in die Stadt vermehrte das Proletariat in den Fabriken. Viele<br />

suchten Abhilfe in der Auswanderung nach Übersee, um der Raumenge<br />

innerhalb des deutschen Volkes „ohne Raum" entgehen zu können; sie<br />

verloren draußen schnell ihr Deutschtum und wurden zum<br />

„Kulturdünger" fremder Völker. Diese Not des Mittelstandes, die ihn<br />

mit in die Arme der NSDAP trieb — wobei nie vergessen werden darf,<br />

daß das auf Jahrzehnte sich erstreckende Versailler Tributsystem diese<br />

Situation noch verschärfte und die Alliierten von damals, nach vielen<br />

eigenen Zeugnissen, zu den Mitschuldigen am Heraufkommen der<br />

<strong>Hitler</strong>-Diktatur wurden — soll durch einige Zahlenangaben belegt<br />

werden.<br />

Die größte Gefahr bildete wohl das intellektuelle Proletariat, das zu<br />

einem Großteil auch die Führungsstellen in <strong>Hitler</strong>s Reich besetzte, die<br />

arbeitslosen Akademiker und die 1918/19 auf die Straße geworfenen<br />

Offiziere der abgerüsteten Wehrmacht. In den Jahren 1835 wie 1875<br />

<strong>kam</strong>en in Deutschland auf je 100 000 Einwohner noch etwa 38<br />

Studenten. Von 1880 an wuchs ihre Zahl auf 46, ab 1885 auf 57, ab<br />

1899 auf 60 und erreichte 1911 die Zahl 100 287 ). Diese Lage verschärfte<br />

sich nach dem verlorenen Ersten Weltkriege noch mehr. So teilt z. B.<br />

Ernst Robert Curtius in seinem Buche „Deutscher Geist in Gefahr"<br />

(1932) mit, daß z. Z. 125 000 Studenten, darunter 22 000 Frauen, in<br />

Deutschland gezählt seien, aber nur 80 000 Stellen für Akademiker<br />

ihnen zur Verfügung ständen. Die Zahl der fertigen Akademiker betrüge<br />

sogar 150 000 — und im Laufe der kommenden vier Jahre erwartete<br />

man das Anwachsen der Zahl stellungsloser Akademiker auf rd. 120<br />

000, eine gefährlichere Tatsache für einen Staat als eine Million<br />

arbeisloser Arbeiter. Diese angespannte Lage schaffte sich dann eben<br />

mit dem Jahre 1933 eine fühlbare Erleichterung, die man in dem<br />

Jahrzehnt zuvor auf wirtschaftlichem Gebiete nicht hatte geben können<br />

oder wollen.<br />

Die selbständigen Berufe wurden im II. Reiche schon sehr<br />

zurückgedrängt, was sich nach 1918 noch fortsetzte — und selbst im<br />

Dritten Reich unter dem Einfluß des Krieges nicht aufzuhalten war. Das<br />

große Mittelstandssterben hatte eingesetzt. Dagegen schoß die Zahl der<br />

unselbständigen Angestellten enorm in die Höhe: allein zwischen 1882<br />

und 1907 um 592,4%! Stellten die Angestellten 1882 von der<br />

großstädtischen Bevölkerung noch 6,5%, so 1907 bereits deren 12,7%.<br />

In der gleichen Zeit ging der Anteil der Selbständigen von 31,9% auf<br />

18,8% zurück. Auch hier mußten also wirtschaftliche Depression und<br />

Arbeitslosigkeit<br />

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