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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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dem er 1885/93 vorstand, mit seiner eigenen Zeitschrift „Muttersprache".<br />

Als Ziele wurden Sprachreinigung und Sprachpflege genannt.<br />

Man wollte „Liebe und Verständnis für die Muttersprache wecken und<br />

den Sinn für ihre Richtigkeit, Deutlichkeit und Schönheit beleben".<br />

Damit sollte der Zweck erreicht werden, „durch die Pflege der<br />

Muttersprache das deutsche Volksbewußtsein zu kräftigen. Sprache und<br />

Volkstum hängen eng zusammen. Wer sein Volk und Vaterland liebt,<br />

wird auch seine Sprache lieben. Die deutsche Sprache war lange Zeit<br />

das einzige Band, das die Deutschen zusammenhielt. . . Daher ist es<br />

vaterländische Pflicht, die Muttersprache zu pflegen." Der ADSV<br />

entwickelte sich zu einer beträchtlichen Organisation, die etwa 1910 324<br />

Zweige mit 30 000 Mitgliedern umfaßte (für 1928 lauten die Zahlen 343<br />

und 42 400), davon 4000 unmittelbare an Orten ohne Zweig. Im<br />

Ausland arbeiteten Zweigvereine in Belgien, England, Italien, der<br />

Schweiz, Luxemburg, Rumänien, den USA (in New York 1000<br />

Mitglieder), in Südwest- und Südost-Afrika, Australien, Tasmanien und<br />

den Ostkarolinen. 1945 wurde der ADSV verboten, aber bereits 1946 als<br />

„Gesellschaft für deutsche Sprache" neugegründet. Bei Betrachtung<br />

dieses Sektors ist besonders eines völkischen Vorkämpfers für deutsche<br />

Sprachkultur zu gedenken, der eine nachhaltige Wirkung ausübte: des<br />

deutschen Literaturhistorikers und jüdischen Schriftstellers Eduard<br />

Engel, 1851 in Stolp geboren und 1938 in Potsdam gestorben. Als<br />

Reichsbeamter war er 1882/1904 Vorsteher des Stenographen-Bureaus<br />

im Deutschen Reichstage. Engel schrieb 1911 seine 1922 bereits in 37.<br />

Auflage herausgegebene „Deutsche Stilkunst" und forderte während des<br />

Ersten Weltkrieges in mehreren Schriften die Ausmerzung aller<br />

Fremdwörter aus dem Deutschen, etwa in „Sprich deutsch!" von 1916<br />

oder in „Entwelschung" von 1917. In weiten Kreisen bekannt wurde<br />

sein „Verdeutschungsbuch" (5. Auflage 1929). Schließlich sei hier noch<br />

eines Mannes Erwähnung getan, der den nationalsozialistischen<br />

Sprachschatz um ein wichtiges Wort bereichert hat: um den Begriff<br />

„entartete Kunst". Jahrzehnte vor <strong>Hitler</strong> prägte ihn der ungarische Arzt<br />

und Schriftsteller Max Simon Nordau (1849/1923), dessen Vater<br />

eigentlich Südfeld hieß. Der führende Zionist, der mit Herzl die Idee des<br />

politischen Zionismus vertrat, schrieb 1893 ein zweibändiges Werk mit<br />

dem Titel „Entartung" — das mit einer Widmung an den berühmten<br />

Autor des Buches „Genie und Irrsinn" beginnt, an C. Lombroso (s. S.<br />

'309). Der Verfasser prüfte bereits damals das gesamte Gebiet der Kunst<br />

auf seine Entartungserscheinungen hin. Dr. Goebbels und die<br />

Nationalsoziali-<br />

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