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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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Druckereibesitzer) 100 ) in „Krieg und Frieden": „Der Krieg ist göttlich, d.<br />

h. notwendig für das Leben, für den Menschen selbst und für die<br />

Gesellschaft ..." Selbst der humanistische Schweizer Historiker Jakob<br />

Burckhardt aus Basel (1818/97, dort auch Professor, Hauptwerk<br />

„Weltgeschichtliche Betrachtungen") hält als Skeptiker Kriege und<br />

Revolutionen für unvermeidlich und notwendig. Der Krieg sei „eine<br />

wahre Erneuerung des Lebens unter Beseitigung vieler jämmerlicher<br />

Notexistenzen!" In der Geschichte siege auch nur selten das Gute,<br />

sondern meist das Gemeine. Daher ist der politische Erfolg durchaus<br />

kein Zeichen der Höherwertigkeit des Siegers oder Überlegenen.<br />

Burckhardt prophezeit, daß in der modernen Zeit des Verfalls und der<br />

nihilistischen Zersetzung noch gewaltige Katastrophen einträten, denen<br />

gegenüber man allein durch würdevolles Ausharren eine angemessene<br />

Haltung an den Tag lege — was der späterhin von Spengler, Jaspers und<br />

Jünger geforderten heroischen Lebenshaltung entspricht. Schließlich<br />

warnt der Basler Gelehrte noch vor den Gefahren der Vermassung und<br />

der Demokratisierung, die den Untergang beschleunigten.<br />

In Deutschland beginnt eine gewisse Kriegsverherrlichung erst mit<br />

den Reden Fichtes (s. S. 33 ff.) — und zwar als Reaktion auf die<br />

Angriffe Frankreichs gegen deutsche Lande — und setzt sich von da an<br />

weiter bis in die Zeit Moltkes fort. Selbst dieser einzigartige<br />

Generalfeldmarschall ist kein einseitiger Militarist, sondern ein Mann an<br />

der Grenze zweier Zeitalter, ein humanitärer Geistesmensch und<br />

Aristokrat der Bildung, wie ihn der deutsche Generalstab mehrfach an<br />

seiner Spitze gesehen hat — zuletzt wohl in Generaloberst Ludwig Beck<br />

(gestorben 1944). Im Jahre 1881 schreibt Moltke: „Wer möchte in<br />

Abrede stellen, daß jeder Krieg, auch der siegreiche, ein Unglück für<br />

das Volk ist, denn kein Landerwerb, keine Milliarden können<br />

Menschenleben ersetzen und die Trauer der Familien aufwiegen." Die<br />

andere Seite des Grafen zeigt sich dann etwa wieder in in einem Briefe<br />

an seinen Freund, den Juristen Hans Kaspar Bluntschli, wo es heißt:<br />

„Der ewige Friede ist ein Traum, und nicht einmal ein schöner, und der<br />

Krieg ein Glied in Gottes Weltordnung, denn in ihm entfalten sich die<br />

edelsten Tugenden des Menschen, Mut und Entsagung, Pflichttreue und<br />

Opferwilligkeit mit Einsetzung des Lebens. Ohne den Krieg würde die<br />

Welt im Materialismus versumpfen ..."<br />

Diesen Krieg als ein Glied der göttlichen Weltordnung hat nun sein<br />

berühmtester Theoretiker, Carl von Clausewitz, in seinem Hauptwerk<br />

„Vom Kriege" (1832 veröffentlicht, 13. Auf-<br />

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