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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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und gepflegt, der zwischen 1854 und 1922 wirkte, erst Uhrmacher war,<br />

sich dann als Autodidakt zum Lehrer und Philosophen emporarbeitete<br />

und ab 1896 als Professor an der Universität Leiden lehrte, ein harter<br />

Kämpfer gegen den Katholizismus, gegen den Sozialismus, die<br />

Freimaurerei und die Theosophie, dem zahlreiche Schüler in Holland<br />

folgten.<br />

Das bei Hegel oben angeklungene christliche Motiv wird innerhalb<br />

der preußischen Staatstheorie durch einen ihrer Größten aufgenommen<br />

und zur Gründung einer christlichen, konservativen Partei ausgeweitet.<br />

Wiederum ist es ein getaufter Jude, der hier als Vorkämpfer<br />

nationalistischer und undemokratischer Gedanken auftritt und der das<br />

Christliche um so bedingungsloser herausstellt, als er im Alter von 17<br />

Jahren zum Protestantismus konvertierte; anders wäre auch seine<br />

Karriere damals im preußischen Staatsdienst nicht denkbar gewesen.<br />

Der 1802 in München geborene Bankierssohn Friedrich Julius Stahl<br />

(gest. 1861) hieß eigentlich Jolson. Nach dem Studium, während dessen<br />

er als Burschenschafter wegen seines National-Deutschtums für zwei<br />

Jahre von der Universität verwiesen wurde, wirkte er als Professor der<br />

Rechtsphilosophie in Würzburg und Erlangen. Erst 1840 kommt er in<br />

gleicher Eigenschaft nach Berlin, um dort zum hundertprozentigen<br />

Preußen auszuwachsen. Der König ernennt ihn zum Mitglied des<br />

Evangelischen Oberkirchenrates, schließlich sogar zum<br />

lebenslänglichen Mitglied des Preußischen Herrenhauses. Als<br />

Hauptwortführer der Reaktion gibt er der von ihm mit ins Leben<br />

gerufenen Konservativen Partei seines Wahl-Vaterlandes den Leitspruch<br />

mit: „Autorität, nicht Majorität" — jene Devise, mit der bald darauf der<br />

geniale Politiker Bismarck seine großen Erfolge erringen kann. Stahl,<br />

dessen Lehre auf der Grundlage der christlichen Weltanschauung beruht,<br />

fordert die Umkehr der zu immer größeren Forschungserfolgen<br />

sich aufschwingenden freien Wissenschaften zur christlichen<br />

Offenbarung. Er will die Herrschaft der orthodoxen Geistlichkeit über<br />

die Laien erneuern, während er zur selben Zeit sich bereits freisinnige<br />

Protestanten als „Lichtfreunde" zu einer freieren Religion bekennen —<br />

getreu dem Motto Schleiermachers: „Die Reformation geht weiter!" Die<br />

politische Theorie Stahls ist enthalten in der Schrift „Der<br />

Protestantismus als politisches Prinzip" (1853), besonders aber in „Der<br />

christliche Staat" (1846) — während in der „Philosophie des Rechts<br />

nach geschichtlicher Ansicht (Heidelberg 1830, 5. Auflage 1878),<br />

seinem wissenschaftlichen Hauptwerk, die nach 1848 zum Tragen<br />

kommende Staatsrechtslehre der Reaktion und das Programm der<br />

konservativen<br />

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