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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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der Bismarckzeit, 1848 erst Herausgeber einer konservativen Zeitung in<br />

Breslau, von 1862 an Chef der preußischen Pressestelle unter Bismarck;<br />

er schrieb 1854 eine „Geschichte des preu-pischen Vaterlandes", die bis<br />

1893 allein 23 Auflagen erlebte — in der verkürzten Form eines<br />

„Leitfadens" sogar deren 48! Hahn verfaßte auch diese erste<br />

ausführliche Biographie des Reichsgründers 18 ).<br />

Schließlich der Bruder Wilhelm Stahl, 1817/73, Professor der<br />

Staatswissenschaft in Erlangen, der als einer der wenigen seinerzeit im<br />

Frankfurter Parlament von 1848 für das preußische Erbkaisertum<br />

stimmte.<br />

1932 vermerkte Dr. Theodor Heuss (s. S. 110) in seinem Buche<br />

„<strong>Hitler</strong>s Weg" (9 Auflagen): „Es ist unsicher, wer sich mehr beleidigt<br />

fühlt, der Sozialdemokrat oder der Nationalsozialist, wenn man<br />

Ferdinand Lasalle und Adolf <strong>Hitler</strong> nebeneinander nennt." 19 )<br />

Es ist also verständlich, daß eine Geistesgeschichte des Dritten<br />

Reiches nicht an dem jüdischen Politiker Lasalle vorübergehen kann,<br />

der mit dem wahrscheinlich ebenfalls aus einem jüdischen Zweig<br />

entsprossenen <strong>Hitler</strong> etliche Berührungspunkte gemeinsam hat, wie z. B.<br />

Führerprinzip, Führerkult und Führerallüren, den Staatskult — der sich<br />

bei Lasalle bis zu dem Ausruf „Der Staat ist Gott!" hinreißen läßt —, die<br />

religiösen Züge beider Bewegungen, die Allianz mit den Vertretern des<br />

extremsten Konservativismus, die Gegnerschaft zum Liberalismus. Ferdinand<br />

Lassalle, eigentlich Feist Lassal, wurde 1825 als Sohn eines<br />

Seidenhändlers in Breslau geboren. Frühzeitig entwickelte sich der<br />

ehrgeizige und egoistische Burschenschafter, der sehr unter seinem<br />

Judentum litt, zum Hegelianer und Nationalisten. In einem Gespräch<br />

sagte er einmal: „Es gibt vorzüglich zwei Klassen von Menschen, die<br />

ich nicht leiden kann: die Literaten und die Juden — und leider gehöre<br />

ich zu beiden." Einen Gegner wie den Literaturhistoriker Julian Schmidt<br />

beschimpfte er als Juden, der „unser Publikum unmerklich judaisieren"<br />

wolle. Einer Freundin bot er an, zum Christentum überzutreten, falls<br />

ihre Eltern es verlangten, denn „Ich liebe die Juden gar nicht, ich hasse<br />

sie sogar ganz allgemein!" 20 ) Durch den Verkehr mit Karl Marx wurde<br />

Lasalle allerdings auch zum Sozialisten, der für die Unterdrückten focht.<br />

Als Doktor der Jurisprudenz und Rechtsanwalt organisierte er die<br />

Scheidung der zwanzig Jahre älteren Gräfin Hatzfeld und lebte lange<br />

Jahre mit ihr zusammen. Einer neuen Freundin, der bayerischen<br />

Diplomatentochter Helene von Dönniges zuliebe, bekehrt er sich zum<br />

Katholizis-<br />

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