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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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Ludendorff zu sehr von der Romkirche abhängig (nach Fr. Heer, a.a.O.,<br />

Seite 167, aus einem <strong>Hitler</strong>-Gespräch von 1937 in Weimar).<br />

Neben der Judenfeindschaft aller möglichen Kreise und Schichten im<br />

jungen Kaiserreiche durfte natürlich auch der christliche Antisemitismus<br />

nicht fehlen. Sein imposantester Vertreter, den der Sozialist Eduard<br />

Bernstein 1930 einmal den „Vater der Antisemiten" nannte, war der<br />

Hofprediger Adolf Stoecker aus Halberstadt (1835/1909), erst<br />

Divisionspfarrer in Metz, dann 1874/90 Dom- und Hofprediger in<br />

Berlin, 1878 Gründer der christlich-sozialen Partei, deren<br />

Landtagsabgeordneter, ab 1880 auch Reichstagsabgeordneter — später<br />

als Mitglied der konservativen Partei, seit 1887 Herausgeber und 1892<br />

zugleich Leiter der „Deutschen Evangelischen Kirchenzeitung". Auf ihn<br />

als Vorläufer beriefen sich Alfred Rosenberg und der nationalsozialistische<br />

Historische Professor Dr. Walter Frank ausdrücklich. Dabei stand<br />

ursprünglich im Mittelpunkt von Stoeckers Agitation in seiner Partei der<br />

preußische Staat mit seiner Untertanen-Ideologie und seinem<br />

antidemokratischen Grundcharakter. „Niemand kann ihr Los dauernd<br />

verbessern als der Staat!" rief er im Geiste Lassalles den Arbeitern zu.<br />

Da er aber bei den Wahlen durchfiel und gegen den erstarkenden<br />

Sozialismus Bebeis nicht auf<strong>kam</strong>, wandte er sich bald dem Mittelstand<br />

zu und warb diesen, darin ein Vorbild <strong>Hitler</strong>s, mit dem damals<br />

aufkommenden Antisemitismus bedenkenlos für sich. Seine erste<br />

judenfeindliche Rede hielt der Hofprediger am 19. 9.1879. Er machte<br />

erst den Antisemitismus als eine politische Macht in den Massen<br />

lebendig und erklärte 1881, wenn er heute „die Parole zur Judenhetze<br />

ausgeben würde, so wäre sie da!" An Kaiser Wilhelm I. schrieb er in<br />

einem Brief vom 23. 9.1880, er greife nur den jüdischen Liberalismus<br />

an, den er als „frivoles, gottloses, wucherisches, betrügerisches<br />

Judentum, das in der Tat das Unglück unseres Volkes ist" definierte.<br />

Denn dieser Gottesmann war nicht aus rassischen, sondern aus<br />

religiösen Gründen Antisemit — also als bewußter Christ: „Die<br />

Israeliten sind ein fremdes Volk und können nie mit uns eins werden,<br />

außer wenn sie sich zum Christentum bekehren." Denn, so lautet seine<br />

Kurzschluß-Logik weiter: „Der christliche Geist durchdringt die Rasse,<br />

und wenn die Israeliten getauft sind, so sind sie unsere Brüder." Er<br />

bekämpft auch nicht das Judentum als eine völkische und kultische<br />

Gemeinschaft, sondern nur das „moderne" Judentum als das gebildete<br />

und besitzende — als die wirtschaftliche und geistige Konkurrenz des<br />

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