16.09.2013 Aufrufe

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

tiefere Wirkung blieb. Ausgerechnet die Demokratische Partei stellte<br />

am 5. 6. 1920 im deutschen Reichstage den Antrag auf Einführung einer<br />

Arbeitsdienst-Pflicht von Dauer eines Jahres, von der nur Frauen und<br />

Kinder bis zu 20 Jahren befreit sein sollten. Der Antrag verfiel der<br />

Ablehnung. Ebenso <strong>kam</strong> das Programm eines pflichtmäßigen<br />

Arbeitsdienstes für die deutsche Jugend nicht zum Zuge, das der<br />

Zentrumsführer Matthias Erz-berger (s. S. 358) 1921 kurz vor seiner<br />

Ermordung entwarf und dessen 14 Punkte im Jahrbuch der<br />

„Heilbronner Sonntags-Zeitung" (1920—29) veröffentlicht worden<br />

sind. Inzwischen <strong>kam</strong> die Idee aber im Ausland voran, vor allem in<br />

Bulgarien, wo diese „Preußen des Balkans" am 9. 11. 1920 die<br />

männliche Arbeitsdienstpflicht dekretierten, um der durch das<br />

Friedensdiktat verursachten Not steuern zu können. Die „Trudowaken",<br />

wie man sie nannte, hatten dem Lande viel Nutzen gebracht und dazu<br />

angeregt, daß bald weitere freiwillige Arbeitslager in England, Holland,<br />

Österreich, Rumänien, Peru, der Schweiz und sogar in den USA<br />

entstanden. Warum also nicht auch in Deutschland? Einen wichtigen<br />

Vorstoß dazu unternahm der Mann, der zum Vater des<br />

Reichsarbeitsdienstes im Dritten Reiche wurde, Oberst im<br />

Reichswehrministerium Hierl, der am 18. 11. 1923 seinem Chef, dem<br />

Generalobersten von Seeckt, eine Denkschrift über die „Einführung der<br />

allgemeinen Arbeitsdienstpflicht für Jugendliche" vorlegte, damit aber<br />

keine Resonanz fand. Konstantin Hierl (1875—1955), frommkatholischer<br />

Sohn eines Oberlandesgerichtsrates, brachte es als<br />

Berufsoffizier bis zum Oberst, schied 1925 aus dem Dienst (1937<br />

Generalmajor), <strong>kam</strong> zur NSDAP, diente ihr als MdR. und<br />

Abteilungsleiter in der NS-Reichslei-tung, um ab 1933 bzw. 1935 als<br />

Reichsarbeitsführer und Staatssekretär im Reichsinnenministerium die<br />

größte Arbeitsdienst-Organisation der Welt aufzubauen und zu leiten.<br />

Nach 1945 wurde dieser Mann für fünf Jahre in ein Zwangsarbeitslager<br />

gesteckt und erst als Greis ohne Pension entlassen.<br />

Einen Mißerfolg jedoch erntete die Arbeitsdienst-Idee im Herbst<br />

1924 bei dem vom Jungdeutschen Orden (s. S. 215) eingeleiteten<br />

Volksentscheid über die Dienstpflicht. Im gleichen Jahre lief dann der<br />

Landarbeitsdienst der Artamanen an, über den wir auf Seite 203<br />

berichteten. In den Jahren 1926/28 folgten die ersten Lager für<br />

Studenten, Arbeiter und Bauern in verschiedenen Gegenden unseres<br />

Vaterlandes. Hier wachsen erstmals verschiedene Stände in<br />

gemeinsamer Arbeit zusammen. Daran war Eugen Rosenstock-Huessy,<br />

ein 1888 geborener Berliner, gestorben 1973, besonders beteiligt. Der<br />

1912 als Schüler Alfred Webers habili-<br />

206

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!