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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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lel, im Osten einen „germanisierten Grenzwall" zu errichten. Begründet<br />

wurden diese weitgesteckten Forderungen mit dem Recht der<br />

Eroberung, wie es u. a. etwa der Vorkämpfer für ein deutsches Recht<br />

und Professor der Rechte in Berlin Dr. Otto von Gierke vertrat (1841 in<br />

Stettin geboren, 1911 geadelt, 1921 gestorben; Tochter Anna, 1874—<br />

1943, war deutschnationales Mitglied der Weimarer<br />

Nationalversammlung). Er erklärte in der Schrift „Unsere Friedensziele"<br />

(1917): „Solange es Krieg gibt, kann auch das Recht der Eroberung<br />

nicht verschwinden. Es liegt im Wesen der Dinge, daß Eroberung das<br />

Recht verleiht, über den Fortbestand der in Besitz genommenen<br />

Staatsgebilde zu entscheiden ... und das geschieht von Rechts wegen."<br />

Und der Geheime Justizrat fährt fort: „Auch der Besiegte muß das Urteil<br />

als Ausfluß einer höheren Gerechtigkeit hinnehmen." Ähnlich äußerte<br />

sich ein anderer damals anerkannter Gelehrter, der Theologe und<br />

Professor für Kirchengeschichte an der Universität Berlin Dr. Seeberg<br />

(1859 in Livland geboren, 1909 Präsident des ev. Kirchlich-Sozialen<br />

Bundes, 1922/32 Präsident des Zentralausschusses der Inneren Mission,<br />

gestorben 1935). Er sagte am 6. 11. 1914: „Der Krieg ist das große<br />

Examen der Weltgeschichte. Die einen rücken herauf, die anderen<br />

kommen herunter. Und dieses Examen ist gerecht." Wobei er sich auf<br />

den Grundsatz des preußischen Staatsphilosophen Hegel stützte „Die<br />

siegreiche Nation ist immer die bessere, und ihr Triumph ist Beweis<br />

ihres Rechts!" Eine weitere christliche Stimme tönte gleich unchristlich:<br />

„Es handelt sich hier nicht um Stehlen, sondern um das älteste Recht der<br />

Erde, das Eroberungsrecht!" Der das sagte, war der deutschnationale<br />

Reichstagsabgeordnete Pastor Dr. Mumm, 1873 in Düsseldorf geboren,<br />

später wieder (wie zuerst) christlich-sozial und Verfasser des Buches<br />

„Christ und Krieg" (1915, 10. Auflage 1918). Zynisch verlangte damals,<br />

in einer Rede am 20. 8. 1915 vor dem Reichstage, der damalige<br />

Reichsschatzsekretär Dr. Helfferich: „Unsere Feinde sollen das<br />

Bleigewicht der Milliarden durch Jahrzehnte schleppen!" Noch 1917<br />

forderte er rd. 350 Milliarden Reichsmark an Kriegsentschädigung für<br />

Deutschland und seine Verbündeten von den Gegnern. Helfferich,<br />

1872/1924, stammt aus der Pfalz, war Volkswirt und Bankdirektor und<br />

wurde 1915 Staatssekretär des Reichsschatzamtes, 1916 des<br />

Reichsinnenamtes und Vizekanzler (bis 1917). 1918 fungierte er als<br />

Vorsitzender der Deutschnationalen Volkspartei, ab 1920 als M.d.R.<br />

Beinahe höhnisch schrieb nach dem Frieden zu Brest-Litowsk die<br />

„Allgemeine Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung": „Rußland<br />

mußte in letzter Minute unermeßliche Beute hergeben... Gott<br />

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