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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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zu verheerenden Folgen führen und die Notleidenden dem Radikalismus<br />

von links oder rechts in die Arme treiben — und zwar hier mehr nach<br />

rechts, da die deutsche Tradition, wie aus unserem Buche hervorgeht,<br />

stets nach dorthin tendierte, nicht zum Sozialismus hin, der in<br />

Deutschland unpopulär war. Während sich, um noch ein weiteres<br />

Beispiel anzuführen, die Zahl der Selbständigen in Industrie und<br />

Bergbau von 1895 bis 1907 um 2,5% verminderte, wuchs die der<br />

Arbeiter um 44,3% und die der Angestellten um 160,1%. Gegenüber<br />

1882 nahm nach diesem Zeitraum die Zahl der Unternehmer um 7%<br />

ab 288 ). So ergab sich, daß 1933 die Mehrzahl aller Beschäftigten in den<br />

wirtschaftlich kaum existenten Mittel- und Kleinbetrieben tätig war,<br />

nämlich rd. 61% in Betrieben bis zu 50 Beschäftigten — dagegen nicht<br />

weniger als 3,4 Millionen in Industrie und Handwerk und 2,5 Millionen<br />

in dem überbesetzten Handel und im Verkehr als zumeist Selbständige.<br />

Schließlich war auch die Landwirtschaft in diese allgemeine Krise<br />

geraten und erhoffte von rechts eine Wandlung ihrer sehr ernsten Lage.<br />

Für alle diese enterbten Schichten des modernen Wirtschaftsaufstieges<br />

wurde die NSDAP zum letzten Rettungsanker, zum umfassenden<br />

Sammelbecken, weil die Konservativen schon vor 1914 versagt hatten,<br />

für sie eine befriedigende Lösung zu finden. Das trifft auch für das<br />

katholische Zentrum zu, dessen Wendigkeit ihm viele Anhänger<br />

verschafft hatte, die aber angesichts der Unfähigkeit auch dieser Partei,<br />

die Not zu beheben, abbröckelten. Zählte z. B. die Zentrumsfraktion im<br />

Deutschen Reichstage 1890 noch 31 landwirtschaftliche Vertreter<br />

(darunter 19 Rittergutsbesitzer, 9 Gutsbesitzer und 3 Landwirte, also<br />

mehr die Wohlsituierten), so waren es schon 1893 nur mehr deren 20 (6<br />

Rittergutsbesitzer, 4 Gutsbesitzer und nun 10 Landwirte). Die<br />

umgekehrte Zahlenfolge findet sich nach 1930 etwa bei der NSDAP, zu<br />

der das deutsche Landvolk in zunehmendem Maße Vertrauen faßte.<br />

Dieses Hinüberwechseln vor allem des deutschen Bürgertums in<br />

<strong>Hitler</strong>s Lager, wo es jenen Geist und jene Haltung vorfand, die seit<br />

Generationen in deutschen Bürgerhäusern gepflegt wurden, zeigt ein<br />

kurzer Blick auf die Wahlergebnisse im Weimarer Staat:<br />

1919 = 44 MdR der DNVP (10%), —der NSDAP<br />

(keine Stimmen);<br />

1924 = 103 MdR der DNVP (21%), 14 der NSDAP (7%)<br />

— (Dezember-Wahl);<br />

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