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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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auftrat, <strong>Hitler</strong>s Marsch zur Feldherrnhalle am 9. 11. 1923 mitmachte und<br />

dem Nationalsozialismus manchen führenden Mitkämpfer zuführte.<br />

Eine ähnliche Organisation war die „Orgesch" (Organisation Escherich),<br />

eine im März 1920 von dem bayerischen Forstrat Georg Escherich<br />

gegründete Selbstschutzbewegung gegen kommunistische<br />

Putschversuche, die im Juni 1921 auf Verlangen der Entente wieder<br />

aufgelöst wurde. Diese Schicksal erlitten naturgemäß bald alle<br />

Freikorps. Viele ihrer Leute gingen, oft geschlossen mit ihren<br />

Offizieren, als Arbeitsgruppen in die Landwirtschaft oder siedelten bei<br />

Meliorationsarbeiten und bildeten damit den Grundstock zum<br />

Reichsarbeitsdienst (s. S. 205). 1923 waren sie zum Ruhr<strong>kam</strong>pf<br />

großteils wieder zur Stelle, wie der Baltikumkämpfer und katholische<br />

Theologiestudent Albert Leo Schlageter etwa, den die Franzosen im Mai<br />

1923 standrechtlich erschossen. Andere Männer sammelten sich in der<br />

sogenannten „Schwarzen Reichswehr", die 1921/23 aufgestellt wurde,<br />

und zwar illegal, aber doch mit Wissen und Willen einzelner Behörden,<br />

Truppen zur Abwehr äußerer und innerer Gefahren bereitstellte, so bei<br />

den Polenaufständen in Oberschlesien und bei den kommunistischen<br />

Putschversuchen. In diesen Kreisen lebten auch die unseligen<br />

Fememorde uralter Zeiten wieder auf, die besonders 1923 seitens<br />

Angehöriger rechtsradikaler Verbände und in Gruppen der Schwarzen<br />

Reichswehr in Küstrin, Döberitz, Spandau, in Mecklenburg, Ostpreußen<br />

und Oberschlesien vor<strong>kam</strong>en. Die Ausführenden, die sich<br />

„Arbeitskommandos" nannten, suchten ihre Opfer sowohl in den Reihen<br />

führender Politiker der Mittel- und Linksparteien als auch in den<br />

eigenen Reihen, wo viele „Verräter" hingerichtet wurden. Die<br />

aburteilende Justiz hatte hierbei den Tätern mehrfach einen Status dere<br />

„Staatsnotwehr" zugebilligt, weil Geheimnisse der Reichsverteidigung<br />

in Gefahr waren, also eine „Gesinnungstäterschaft" anerkannt wurde,<br />

oder der Mord gar als „Disziplinarmittel" Anrechnung fand. Die<br />

Stabilisierung der Reichswehr ab Frühjahr 1924 nahm der Feme dann<br />

den Vorwand eines „Handelns ohne Auftrag, jedoch im Sinne des<br />

Reiches", wie es damals hieß. Nun verlegten sich die<br />

Auseinandersetzungen vielmehr auf die Spannungen zwischen der<br />

legalen Reichswehr und den bisherigen Illegalen (die sich nunmehr<br />

verraten fühlten) — bis unmittelbar in die Vorgeschichte des 30. Juni<br />

1934 hinein. Zu den bekanntesten Opfern zählen der von dem Offizier<br />

Anton Grafen von Arco (Enkel des Kölner jüdischen Bankiers Salomon<br />

Freiherr von Oppenheim) 1919 erschossene jüdische Ministerpräsident<br />

von Bayern, Eisner, sowie 1921 Matthias Erzberger und 1922 Walther<br />

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