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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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aren Tätigkeit eines „ehrlichen Maklers", der letztlich bemüht ist,<br />

seinem saturierten Reiche den Frieden zu erhalten, und damit dem<br />

ganzen Erdteil. Trotzdem hatte er neben zahllosen Bewunderern auch<br />

manche Feinde, wie die Attentate auf ihn beweisen, die 1866 von dem<br />

Juden Cohen-Blind und 1874 von dem Katholiken Kullmann vergeblich<br />

geführt wurden 42 ).<br />

Vom Bewunderer des „Alten aus dem Sachsenwalde" wandelte sich<br />

sein kaiserlicher Herr, Wilhelm II. (1859—1941), zum baldigen Gegner<br />

des großen Staatsmannes, von dem er sowohl durch Alter wie<br />

Temperament getrennt war. Der genial begabte Ho-henzoller, Sohn des<br />

Kaisers Friedrich III. und der englischen Prinzessin Viktoria — also ein<br />

Halb-Engländer —, litt von Kindheit an unter dem Gebrechen einer<br />

Armschwäche sowie einem sehr schlechten Verhältnis zum Elternhaus.<br />

Veranlagung und mangelhafte Erziehung hinderten seine Entwicklung<br />

zur vollen Reife und stellten ihn gewissermaßen als einen fast psychopathischen<br />

Torso mitten in die Arena der Politik, so daß er zwangsläufig<br />

überall anecken mußte — und zwar im Inland wie im Ausland. Sein<br />

Leben hat mit dem Adolf <strong>Hitler</strong>s manche vergleichbaren Wesens- und<br />

Schicksalszüge gemeinsam. Durchaus zu früh und noch im Stadium<br />

eines „politischen Halbstarken" wird der Potsdamer Generalmajor und<br />

Brigade-Kommandeur 1888 plötzlich Kaiser und König in Deutschland<br />

und Preußen. Alsbald intrigiert er gegen Bismarck und schlägt nach<br />

dessen Entlassung 1890 mit General Graf Caprivi im Innern den „Neuen<br />

Kurs" ein, lenkt jedoch bald wieder zurück zum Kampf gegen die<br />

Sozialdemokratie. Als Träumer von einem christlich-germanischen<br />

Kaiserreich ist er ein Verehrer der Musik Richard Wagners und, am<br />

Anfang seiner Regierungszeit, von dem christlichen Sozialisten und<br />

Antisemiten Hofprediger Adolf Stoecker (siehe a.a.O.) beeinflußt. Auch<br />

zu H. St. Chamberlain hält der Kaiser Verbindung, den er in einem an<br />

ihn gerichteten Briefe einmal einen „Streitkumpan und Bundesgenossen<br />

im Kampfe für Germanien gegen Rom und Jerusalem" nannte 43 ).<br />

Verdienstvolle landesväterliche Maßnahmen stehen neben solchen der<br />

Gewalt, wie der „Umsturzvorlage" von 1894/95 und der „Zuchthausvorlage"<br />

von 1899 und werden durch rabiate Aussprüche unterstrichen:<br />

z. B. jener Appell an die Garde, daß sie im Notfalle auch auf die eigenen<br />

Familienangehörigen schießen müsse, wenn der Kaiser es zu seinem<br />

Schutze befehle! Oder die üble „Hunnenrede" von 1900, als er den sich<br />

zum Boxerkrieg nach China in Bremerhaven einschiffenden Soldaten<br />

empfahl, sich drüben „wie die Hunnen" zu benehmen und den deutschen<br />

Namen in Furcht<br />

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