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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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Reiches einmischten, lassen sich dafür kaum Belege beibringen. Der<br />

preußische Generalstab und die Generalität haben selten jemals<br />

politische Ambitionen gezeigt — wenn man von einigen Ausnahmen<br />

absieht (die dann stets kräftig zitiert worden sind); sie waren auch nie<br />

besonders kriegslüstern und erwiesen sich gerade nach dem Ersten<br />

Weltkriege als eine besondere Bremse jeglichen militärischen<br />

Expansionismus. Natürlich waren die deutschen Militärs<br />

nationaldenkende Männer, die ihr Vaterland über alles liebten und sich<br />

dafür rücksichtslos einsetzten. Wenn sie dabei einmal über das Ziel<br />

hinausschössen, so ist das für ihre Gesamtbeurteilung ebensowenig<br />

entscheidend wie für ein Urteil über die in ihrer gleichen Haltung zu<br />

achtende englische oder französische Generalität. Im allgemeinen<br />

hielten sich also die deutschen Generale aus der Politik heraus, und nur<br />

zwei von ihnen wären in unserem Kapitel über den Nationalismus unbedingt<br />

hervorzuheben: Tirpitz und Ludendorff.<br />

Weniger bedeutenden Offizieren werden wir noch begegnen; die<br />

sogenannten „Militaristen" haben zumeist den zivilen Rock getragen.<br />

Der Freimaurer Alfred von Tirpitz, 1900 geadelt (1849/1930), war<br />

der Sohn eines Küstriner Richters und wurde Marineoffizier. Als<br />

Staatssekretär im Reichsmarineamt ab 1897 und preußischer<br />

Staatsminister 1898 baute er auf Anregung seines Kaisers Wilhelm II.<br />

sein Lebenswerk auf, eine große deutsche „Ri-sikoflotte", so stark, daß<br />

es für den potentiellen Gegner England ein Risiko bedeute, sie<br />

anzugreifen, daß sie aber auch den Schutz deutscher Interessen in aller<br />

Welt übernehmen könne. 1911 wurde Tirpitz Großadmiral und lehnte es<br />

ab, auf Anregung des Kabinettschefs das Kanzleramt zu übernehmen —<br />

so daß dieses dem schwächlichen von Bethmann-Hollweg zufiel. 1916<br />

ging der Schöpfer der Flotte, der ihren sinngemäßen Einsatz nicht hatte<br />

durchsetzen können, ebenso verbittert in den Ruhestand wie einst<br />

Bismarck. 1908/18 Mitglied des preußischen Herrenhauses, gründete<br />

der Admiral, zusammen mit dem Vorsitzenden, dem in Amerika<br />

geborenen Generallandschaftsdirek-tor W. Kapp-Ostpreußen, die<br />

Vaterlandspartei, in welcher sich von der Industrie gestützte liberale und<br />

konservative Politiker fanden. Sie wurde zum Sammelbecken vieler<br />

Männer der späteren nationalen Rechten in Deutschland und zählte unter<br />

ihren fast eine Million Mitgliedern einen übergroßen Prozentsatz von<br />

Intellektuellen. Als sie sich am 10. 12. 1918 auflöste, hatte sie ihre Ziele<br />

nicht erreicht: die durch den langen Krieg ermüdete Nation nochmals zu<br />

einer letzten großen Kraftanstrengung auf-<br />

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