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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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anklage freigesprochen wurde. Nachdem er 1917 und 1920 in zwei<br />

Büchern Telepathie und Gedankenlesen als Schwindel und Betrug<br />

entlarvt hatte, begann er mit wachsendem Erfolg in diesen<br />

Erwerbszweigen sein Geld zu verdienen. Er wandte sich nach Berlin<br />

und „eroberte" es mit seinen Gaukeleien in kurzer Frist. Dann wandelte<br />

er sich, wie so mancher andere, zum eifrigen Propagandisten der<br />

NSDAP, der sich in seiner eigenen Wochenzeitung als überzeugter<br />

„Nazi" präsentierte, eine Hakenkreuzflagge am Auto führte, mit<br />

hochgestellten Führern der Partei und der SA verkehrte — unter denen<br />

der Berliner SA-Führer Graf Helldorf sein Gönner war. Zu seinen<br />

„Kunden" gehörte auch der damalige Vorsitzende der<br />

Reichstagsfraktion der NSDAP, spätere Reichsinnenminister (s. S. 243)<br />

Dr. Wilhelm Frick. Schließlich ließ Steinschneider sich taufen und trat<br />

als evangelischer Christ der NSDAP bei. — Ein zweiter war Arnolt<br />

Bronnen (s. S. 196), obwohl der „Angriff" des Dr. Goebbels ihn vorher,<br />

am 12. 12. 1931, noch als Juden angeprangert hatte. Ende 1932 erbaute<br />

sich der Konvertit in der Lietzenburger Straße 16 eine phantastische<br />

Wohnung, den sogenannten „Palast des Okkultismus", in dem seine<br />

Parteigenossen viel und gern verkehrten. Nach dem Reichstagsbrand<br />

1933 versuchte er als zur Macht gekommener Mitläufer noch, sich den<br />

Mosse-Konzern mit drei Tageszeitungen anzueignen, wurde aber am 24.<br />

3. 1933 verhaftet und ermordet, wahrscheinlich auf Befehl seines<br />

Freundes Graf Helldorf (durch dessen Adjutanten von Ohst), dem er 150<br />

000 Reichsmark geliehen hatte.<br />

Eine ähnlich interessante Persönlichkeit war Jakob Wilhelm Hauer (s.<br />

S. 223), der aber kein Scharlatan wie Hanussen war, sondern ein zu<br />

achtender und ernst zu nehmender Wissenschaftler mit allerdings<br />

beträchtlichen okkultistisch-mystischen Neigungen. Der 1881 in<br />

Württemberg Geborene und 1962 Gestorbene arbeitete als Maurer,<br />

studierte dann Philosophie und Theologie, promovierte zum Dr. phil.,<br />

leitete fünf Jahre lang als Missionar eine evangelische Schule in Indien,<br />

wo er sich zu einem gründlichen Fachmann des Buddhismus-<br />

Hinduismus entwickelte, der noch vor wenigen Jahren ein Buch über<br />

den Yoga schrieb. 1921 hängte er das Pfarramt an den Nagel und versah<br />

erst in Marburg, dann ein Tübingen eine Professur für<br />

Religionswissenschaft. 1933 trat er aus der Kirche aus und versuchte als<br />

Führer des 1934 aufgelösten Bundes Freireligiöser Gemeinden<br />

Deutschlands, diesen mit Hilfe seiner SS-Freunde gleichzuschalten. Als<br />

das mißlang, gründete er die Deutsche Glaubensbewegung und<br />

resignierte auch hier als Führer im Jahre 1936. Der SS-Führer Hauer,<br />

der im<br />

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