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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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von Karl Barth inspirierte evangelische Theologie vertreten. In der<br />

römischen Kirche wetterte Papst Gregor XVI. in der Enzyklika „Mirari<br />

vos" vom 15. 8. 1832, es sei Wahnsinn (dilira-mentum),<br />

Gewissensfreiheit zu gewähren, und im „Syllabus" von 1864 wird unter<br />

den Irrtümern des modernen Liberalismus und des modernen Staates<br />

auch moderne Toleranz auf religiösem Gebiete aufgezählt. Diese<br />

katholische Gesinnungsdiktatur wird sogar heute noch in der sonst recht<br />

freizügigen Bundesrepublik auszuüben versucht. So stellte z. B. ein<br />

katholischer Theologe wie Professor Dr. Monzel fest: „In der<br />

katholischen Lehre gibt es keinen Kompromiß und keine Toleranz."<br />

Letztere werde durch die Tatsache unmöglich gemacht, daß die<br />

katholische Kirche „die eine wahre Religion" sei. Daneben hätten<br />

falsche Glaubensüberzeugungen kein Daseinsrecht und seien<br />

auszumerzen. Derartige Thesen sind durchaus Geschwister<br />

nationalsozialistischen Gedankengutes — und dieses entspringt ja<br />

weithin dem katholischen Raum, wie wir gesehen haben.<br />

Aus dem reformatorischen Lager möchten wir nochmals auf den<br />

obengenannten Calvin hinweisen, der in dem von ihm beherrschten<br />

Genf einen geistlichen Terror ohnegleichen ausübte und dutzendweise<br />

Menschen umbringen ließ — wohlgemerkt im christlichen<br />

Glaubenseifer. Er ist einer der Männer, von denen <strong>Hitler</strong> und seine<br />

Leute direkt gelernt haben könnten. Hier einige Zitate aus einem Buch<br />

von Stefan Zweig 152 ): „Mit einem Sprunge hat Calvin die katholische<br />

Inquisition überholt, die immerhin erst auf Anzeigen oder<br />

Denunziationen ihre Spitzel und Späher aussandte. Im Genf der<br />

Reformationszeit jedoch ist gemäß Calvins weltanschaulichem System<br />

jeder von vorneweg als sündeverdächtig angesehen, und jeder muß sich<br />

Überwachung gefallen lassen ... In jedem Augenblick, bei Tag und<br />

Nacht kann ein Mitglied der geistlichen Polizei zur Visitation<br />

erscheinen, ohne daß der Bürger sich wehren könnte. Der Reichste wie<br />

der Ärmste, der Größte wie der Geringste muß mindestens einmal im<br />

Monat diesen professionellen Sittenschnüfflern ausführlich Rede stehen,<br />

stundenlang ... Der fromme Polizist wandert weiter durch das Haus ... ob<br />

sich dort nicht irgendein Buch ohne den erlauchten Zensurstempel des<br />

Konsistoriums befinde. Die Dienstleute werden ausgefragt nach den<br />

Herren, die Kinder nach ihren Eltern . . . Tag für Tag geht diese<br />

Menschenjagd, und selbst am Sonntag halten diese Sittenspione keine<br />

Rast . . ." Diese Schilderung könnte haargenau auf die Zustände unter<br />

einem Regime der Gestapo passen. Jahrhundertelang Gewöhnung an<br />

solche von christlichen Regimentern geübten Methoden hatte die<br />

Menschen<br />

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