16.09.2013 Aufrufe

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

des Handelsrechts" (1868). Der Geheime Justizrat wirkte auch zeitweise<br />

als Berater des ersten deutschen Kaisers Wilhelm I. und war wegen<br />

seiner nationalen Einstellung hochangesehen. So schrieb er am 23. 7.<br />

1870, vier Tage nach Ausbruch des Krieges gegen Frankreich: „Vom<br />

19. Juli ab gibt es keine Parteien mehr, es gibt Söhne des Vaterlandes<br />

oder Verräter 130 )!" Und auch der Schöpfer des deutschen Staatsrechts im<br />

IL Reiche war ein jüdischer Mann: der Jurist Paul Laband aus Breslau<br />

(1838—1918), erst 1864 in Königsberg, dann in Straßburg Professor<br />

und 1880 Staatsrat. Sein Hauptwerk: „Das Staatsrecht des Deutschen<br />

Reiches" (3 Bände, 1872).<br />

Den Versuch, Deutschland nach dem verlorenen Ersten Weltkriege<br />

auf der Grundlage eines deutschen Rechtes und des nationalen<br />

Gedankens im Sinne der Volksgemeinschaft und des Volksstaates neu<br />

aufzubauen, unternahm der ehemalige Berufsoffizier Arthur Mahraun<br />

aus Kassel (1890/1950). Er rief mit seinen Freunden 1920 den<br />

Jungdeutschen Orden ins Leben und stand ihm als Hochmeister vor.<br />

Erfüllt von der mittelalterlichen Romantik, die in den Köpfen vieler<br />

Vorläufer des Nationalsozialismus lebendig war, zog man eine<br />

Organisation nach der Art mittelalterlicher Ritterorden auf, in der unter<br />

dem Hochmeister und seinem Ordenskanzler Otto Bornemann<br />

Komturen, Kapitel und Balleien zumeist in Hessen, Westfalen,<br />

Schleswig-Holstein und Sachsen an die Arbeit gingen. Unter dem<br />

Abzeichen des schwarzen Spitzenkreuzes mit unterlegtem Ritterkopf im<br />

weißen Felde erschienen die Tageszeitung „Der Jungdeutsche" ab 1924<br />

und die Monatsschrift „Der Meister" ab 1925. Der Hochmeister selbst<br />

schrieb „Über die Einführung der allgemeinen gleichen Arbeitsdienstpflicht"<br />

(1924) und „Das Jungdeutsche Manifest" von 1928. Er<br />

wurde aber bald gewahr, daß mit einem Ritterorden sich die deutsche<br />

Politik kaum beeinflussen ließ und gründete daher 1930 die<br />

Volksnationale Reichsvereinigung, die als parteipolitische Sammlung<br />

nach der Mitte hin in der Weimarer Republik mitarbeiten wollte und<br />

sich vorübergehend mit der Deutschen Demokratischen Partei von Erich<br />

Koch-Weser (s. S. 58) zur Deutschen Staatspartei vereinigte — ehe man<br />

erfolglos wieder auseinanderging. Mahrauns Abneigung gegen <strong>Hitler</strong>,<br />

Hugen-berg und den Stahlhelm schloß ihn später von der Mitwirkung<br />

am Dritten Reich aus. Nach dreißigjähriger Unterbrechung ist der<br />

„Jungdeutsche Orden e. V." jetzt nebst seiner Zeitung „Der<br />

Jungdeutsche" wiedererstanden, geleitet von Ordensmeister Dr. Erwin<br />

Finkentey.<br />

Mahraun hat nicht als erster versucht, junge Menschen auf<br />

215

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!