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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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an der Berliner Universität im Dritten Reich. Ähnlich markige Worte<br />

wie Claß fand auch sein Amtsvorgänger im AV, Professor Hasse:<br />

„Sozialismus und Nationalismus, richtig verstanden, bekämpfen sich<br />

nicht gegenseitig oder schließen sich gar aus." In „Deutsche Politik" 61 )<br />

heißt es: „Wenn wir in keiner Kriegsgefahr stünden, wir müßten eine<br />

solche künstlich schaffen, um unser weiches und schlaffes Volkstum zu<br />

stärken, und ihm Knochen und Nerven zu schmieden!" Auf H. St.<br />

Chamberlains Buch von den „Grundlagen" (s. a.a.O.) sagte Hasse bei<br />

dessen Erscheinen 1899: „Unsere Zukunft liegt im Blute! Wunderbar<br />

genug, daß man diese scheinbar einfache Tatsache so lange Zeit wenig<br />

beobachtet hat!"<br />

Am bedenklichsten für das Ansehen unseres Volkes in aller Welt war<br />

der alldeutsche Imperialismus, der in bedenkenloser Weise unsinnige<br />

Ziele aufstellte und sie in Schriften und Büchern vertrat, die für bare<br />

Münze und im Auslande als wesentliche Stimmen des deutschen Volkes<br />

hingenommen wurden — während hinter ihnen doch nur eine Gruppe<br />

von teilweise wild gewordenen Spießbürgern und Romantikern stand.<br />

Das Gründungsmitglied des Alldeutschen Verbandes Alfred Hugenberg<br />

(s. S. 124) hatte über die innere Kolonisation durch Urbarmachung von<br />

Moorgebieten hinaus die These vertreten, daß „nur auswärtige<br />

Ackerbaukolonien" unter deutscher Herrschaft dem Reiche helfen<br />

könnten 62 ). Einer der gefährlichsten unter diesen alldeutschen<br />

Landeroberungspolitikern war ein katholischer Priester, der 1875 wegen<br />

des päpstlichen Unfehlbarkeitsdogmas zu den Altkatholiken ging: Karl<br />

Jentsch, der „Prophet des Dranges nach dem Osten". 1833 in<br />

Landshut/Bayern geboren, wirkte er ab 1882 als Schriftsteller,<br />

besonders in der Volkswirtschaft; er starb 1917. In dem 1893<br />

erschienenen Buche „Weder Kommunismus noch Kapitalismus" trat er<br />

offen für einen großen Eroberungskrieg gegen Rußland ein, um<br />

Deutschland dadurch vom Zwang zur Industrialisierung und zur<br />

Weltwirtschaft zu befreien. Der Untertitel lautete: „Ein Vorschlag zur<br />

Lösung der europäischen Frage". Da liest man nun: „Geht es nicht mehr<br />

vorwärts, so bleibt nichts übrig, als den Wagen zurückzuschieben und<br />

die Menschen wieder in einfache, natürliche Verhältnisse zu setzen"<br />

(wie es ähnlich vor ihm die „Kreuz-Zeitung" des Herrn Stahl forderte).<br />

Wie Jentsch waren die Vorkämpfer des Dranges nach Osten meist<br />

leidenschaftliche Gegner der internationalen Arbeitsteilung, der freien<br />

Weltwirtschaft und des rationalen Warenexportes: „Die absolut<br />

notwendige Voraussetzung für eine solche Umkehr ist, daß wir den Zug<br />

unserer Altvorderen nach<br />

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