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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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sollte er doch die überkommene und als wertlos empfundene Ordnung<br />

zerstören und Platz für eine neue schaffen. Jünger hat sich als Offizier in<br />

diesem Kriege aufs höchste hervorgetan, ist vierzehnmal verwundet und<br />

mit dem preußischen Tapferkeitsorden Pour le Merite ausgezeichnet<br />

worden. Das erste Ergebnis dieser schweren Zeit ist das vielgelesene<br />

Frontbuch „In Stahlgewittern", in dem er den Krieg positiv behandelt<br />

und ihn als einen Weg zur Ertüchtigung der Nation preist. 1923 nimmt<br />

er seinen Abschied von der Armee, studiert Nationalwissenschaften und<br />

lebt dann als freier Schriftsteller vor allem in Berlin, wo er den<br />

Mittelpunkt eines Kreises junger Nationalisten mit den Zeitschriften<br />

„Standarte" und „Arminius" bildet. Von seinen Werken sind außerdem<br />

zu nennen: „Der Kampf als inneres Erlebnis" (1922), „Krieg und<br />

Krieger" (1930), „Die totale Mobilmachung" (1931) und „Der Arbeiter,<br />

Herrschaft und Gestalt" (1932). Ernst Jünger ist Reaktionär und entwirft<br />

ein Weltbild, in dessen Mittelpunkt „der Kampf als inneres Erlebnis"<br />

steht. Daher wendet er sich gegen jeglichen Pazifismus und dessen<br />

Forderung „Nie wieder Krieg!" Denn ihm erscheint gerade der Krieg als<br />

ein elementarer Ausdruck des Lebens, als ein Zeichen der Vitalität, ab<br />

ein Beweis der ungebrochenen männlich-kriegerischen Urkraft. Der<br />

Krieger allein ist der Typus einer neuen Rasse, die sich in der „Zone der<br />

Vernichtung" als künftige Herrenschicht legitimiert hat. Trotz dieser<br />

heldenhaften Worte erschrickt ihr Urheber dann vor dem Dritten Reich,<br />

weil er selber in allem Romantiker bleibt, ein ästhetisierender<br />

Aristokrat, der nur auf dem Papier sich zynisch oder in seinen<br />

Prophezeiungen mit einem gewissen Sadismus umgibt: „Je zynischer, je<br />

spartanischer, preußischer oder bolschewistischer das Leben geführt<br />

werden kann, desto besser wird es sein'." Oder wenn er schreibt: „Das<br />

ganze Leben wird sich nach Befehlen und in soldatischen Formen<br />

vollstrecken. Es ist die Weltanschauung des Schlachtfeldes, die<br />

Metaphysik des Krieges, aus der diese neue Ordnung der Welt gedacht<br />

ist. Krieger und Arbeiter sind eine und dieselbe Gestalt. Sie sind der<br />

neue Übermensch." Was Nietzsche noch mehr philosophisch-dichterisch<br />

konzipierte, wird hier bei Jünger schon konkreter als Zukunftsideal<br />

vorgestellt. Unter Verzicht auf konservative, organologische oder<br />

idealistische Gedankengänge soll die Technik unserem und dem<br />

kommenden Zeitalter auch das geistige, gesellschaftliche, politische, ja<br />

sogar religiöse Gepräge geben. Der Arbeiter wird aus seiner minderen<br />

Stellung in der bürgerlichen Gesellschaft befreit und zum Arbeiter-<br />

Soldaten. Er verzichtet auf den Ausweg des Glücks wie ein echt<br />

technischer,<br />

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