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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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vaterländischen Feiern für das Volk angereichert, zu inszenieren, denn<br />

„wir müssen den ,Kampf um die Seele des Volkes' aufnehmen ..." —<br />

alles Forderungen, die sein gelehriger Schüler Adolf <strong>Hitler</strong> später<br />

verwirklicht hat. Claß, der eine Reichsreform forderte und die Konsum-<br />

Vereine verschwinden Jassen wollte, schreibt zum Führergedanken<br />

unter der Kapitelüberschrift „In Erwartung des Führers" (immer noch im<br />

Jahre 1912 wohlgemerkt!): es stehe jetzt schon eine stattliche Heerschar<br />

reformbereit da, um „einem entschlossenen Führer sicherlich mit Begeisterung<br />

zu folgen. Aber er läßt auf sich warten!" Zwei Seiten weiter<br />

mahnt er dann: „Geduld, Geduld, er wird nicht ausbleiben!" Auf Seite<br />

256 (der 5. Auflage des Kaiserbuches) heißt es: „Wenn heute der Führer<br />

ersteht, wird er sich wundern, wieviele Getreue er hat und wie<br />

wertvolle, selbstlose Männer sich um ihn scharen. Wird der Ruf nach<br />

dem Führer noch nicht gehört? Dann soll er noch lauter erschallen, daß<br />

er nicht weiterhin überhört werden kann!" Aufgrund dieser Ideen<br />

sammelte sich in der höheren Gesellschaft eine Gruppe, in die nur<br />

Männer aufgenommen werden sollten, die im Sinne des Claßschen<br />

Buches bereit waren zu wirken. Der Plan gedieh jedoch über das<br />

Entwurfsstadium nicht hinaus — auf einer Satzung von streng<br />

monarchistischem Gepräge sollte ein „Bund der Letzten" aufgebaut<br />

werden. Daß ihm, wenn auch unter anderer Bezeichnung, schließlich die<br />

Männer mitangehörten, die des Reiches Götterdämmerung mit herbeiführten,<br />

mutet wie eine gespenstische Vision dieser Apokalypse an. Der<br />

Ruf nach dem Führer, der die Hoffnungen gerade der damaligen<br />

jüngeren Generation erfüllen und eine Synthese zwischen Nationalismus<br />

und Sozialismus schaffen würde, der dabei die politischen Instinkte der<br />

zur Führung sich berufen fühlenden neuen Elite ansprechen und sie<br />

aktivieren würde, fand seinen mit Begeisterung gerade in den Kreisen<br />

der jungen Reichswehroffiziere aufgenommenen Ausdruck in einer<br />

Schrift von 1922 „Der Feldherr Psychologos. Ein Suchen nach dem<br />

Führer der deutschen Zukunft": „Woher er kommt, niemand vermag es<br />

zu sagen. Aus einem Fürstenpalaste vielleicht oder einer Tagelöhnerhütte.<br />

Doch jeder weiß: Er ist der Führer, ihm jubelt jeder zu ...<br />

und so wird er sich denn einmal ankündigen, er, auf den wir alle voll<br />

Sehnsucht warten, die Deutschlands Not heute tief im Herzen<br />

empfinden, daß tausend und aberhunderttausend Hirne ihn malen,<br />

Millionen Stimmen nach ihn rufen, eine einzige deutsche Seele ihn<br />

sucht..." Ihr Verfasser war der als Oberleutnant aus dem Ersten<br />

Weltkrieg heimgekommene spätere bekannte Wehrschriftsteller Kurt<br />

Hesse, Professor Dr. phil.<br />

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