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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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Wandervögel, daneben mindestens ebensoviele Pfadfinder, Freideutsche,<br />

Freischaren und andere Gruppen. Sie meldeten sich fast alle<br />

freiwillig an die Front und zogen hinaus, wo sie zusammen mit der<br />

deutschen Studentenschaft durch ihren Opfergeist den Langemarck-<br />

Mythos schufen. Von den 12 000 Ausgezogenen fielen über 7000,<br />

darunter Walter Flex (s. o.), Karl Thylmann, Hans Breuer, der Schöpfer<br />

des „Zupfgeigenhansl" (1908) und viele andere. Aus dem Kriege<br />

heimgekehrt spalteten sich 1919 ein linker Flügel unter Karl Bittel und<br />

ein rechter völkischer Flügel unter Frank Glatzel ab. Seitdem man sich<br />

zu Pfingsten 1920 in Kronach getroffen hatte, wo auch Hermann Burte,<br />

Dr. Gustav Wyneken und sein Mitstreiter Martin Luserke anwesend<br />

waren, erwachte die Jugendbewegung zu neuem, machtvollen Leben —<br />

die kommunistischen Kräfte unter Ernst Toller, Ernst Niekisch, Eduard<br />

Köbel alias Tusk, Erich Weinert u. a. machten sich aber bald recht<br />

zersetzend bemerkbar. Die militärische Erziehung des Krieges und die<br />

Freikorps blieben übrigens nicht ohne Wirkung auf die Jugend, die sich<br />

jetzt zumeist „bündisch" nannte. Anstelle des fahrenden Schülers und<br />

sorglosen Scholaren traten Ritter, Knappe und Soldat. Die Individualität<br />

wurde durch das Kollektiv ersetzt. Die lose „Horde" wandelte sich zur<br />

festeren Bindung des „Stammes", der Heim- oder Nestabend wurde zum<br />

„Dienst", die Fahrt zum „Lager" mit Appellen und Befehlen. Trommeln,<br />

Fanfaren und wilde Soldaten- und Landsknechtslieder begleiteten den<br />

Zug dieser Jugend. Eine dieser Gruppen, von dem Berliner Geistlichen<br />

Martin Voelkel geführt, nannte sich die „Weißen Ritter". Sie bestand<br />

nur wenige Jahre, trieb einen verschrobenen Gralskult, schwärmte von<br />

der „letzten Schlacht der Deutschen" — formte aber in verblüffender<br />

Weise vor, was später die SS praktizierte: die Idee der Wehrbauernerziehung,<br />

die der Jugendweihe und die Pflicht um Nachsuchung der<br />

Heiratserlaubnis. Aus ihrem Kreise <strong>kam</strong> auch schon die Prophezeiung,<br />

die Juden würden ein entsetzliches Schicksal erleiden, wenn sie<br />

Deutschland nicht aus freien Stücken verließen. „Weiße Ritter" waren<br />

damals u. a. der Dichter Paul Alverdes (s. S. 88) und der nachmalige<br />

Nobelpreisträger für Physik Werner Heisenberg. 1930 vereinigte sich<br />

die gesamte Bündische Jugend mit den Pfadfinder, dem Großdeutschen<br />

Jugendbund (s. S. 78) und dem Jungnationalen Bund zur „Deutschen<br />

Freischar". 1933 wurden sie dann alle aufgelöst bzw. teilweise der<br />

<strong>Hitler</strong>jugend überstellt, die dabei viel vom Stil und Liedgut der alten<br />

Jugendbewegung übernahm. Hier benutzte man anfangs die<br />

Mitgliedsmarken des Großdeutschen Jugendbundes, während der<br />

Vorläufer des BDM,<br />

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