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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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überall zu verbreiten. Dieses abscheuliche Schimpfwort hängt den<br />

Deutschen heute noch in aller Welt nach. Derselbe Mangel an Stetigkeit<br />

zeigt sich in der auswärtigen Politik und hat dem jungen Deutschen<br />

Reiche großen Schaden zugefügt und ihm Glaubwürdigkeit seitens der<br />

anderen Mächte verscherzt. Das wurde auch hier durch Säbelrasseln,<br />

prahlerische Rede und unnötige Blitzentschlüsse begleitet, die dem<br />

Kaiser für die Wissenden zwar den Spitznamen „Guillaume le Timide"<br />

(Wilhelm der Furchtsame) eintrugen, aber trefflich dienten, ihn und sein<br />

Reich in der Propaganda als Friedensstörer hinzustellen. Der Kaiser hat<br />

den Frieden sehr geliebt und sich dafür eingesetzt, aber er verstand es<br />

nicht, auch den Anschein des Gerechten auf seine Seite zu ziehen. Noch<br />

am 8. 6. 1913, anläßlich seines 25. Regierungsjubiläums, gedachten<br />

hochstehende Amerikaner wie William Howard Taft (1857/1930,<br />

Republikaner und Präsident der USA 1909/13) und Theodore Roosevelt<br />

(1858/1919, Präsident der USA 1901/09) des deutschen Kaisers in<br />

einem besonderen Artikel der New York Times und spendeten ihm<br />

verschwenderische Lobreden. Taft bezeichnete Wilhelm II. als der Welt<br />

stärksten Friedenshort, und N. M. Butler schloß seine begeisterten<br />

Ausführungen mit den Worten: „Wenn der deutsche Kaiser nicht als<br />

Monarch geboren wäre, so hätte ihn jedes moderne Volk durch eine<br />

Volksabstimmung zum Monarchen oder Regierungschef gewählt 44 ). Ein<br />

Jahr später wurde eben dieser Kaiser, dem selbst ein Churchill „die<br />

Majestät nicht absprechen konnte", und urteilte „Der Krieg war nicht<br />

seine Schuld, er war sein Schicksal...", unter dem Einfluß einer<br />

bestimmten Hetzpropaganda gegen alles Deutsche in den USA bereits<br />

als „die Bestie von Berlin" bezeichnet... Alle guten Seiten wurden vergessen<br />

über der Krügerdepesche von 1896, mit der er die Engländer<br />

verärgerte; oder über dem Feldzugsplan für die Briten gegen die Buren<br />

von 1899, welcher ihm bei den Inselvettern doch keine Sympathie<br />

erwarb; oder über der „Hunnenrede" von 1900. Alles in allem: Kaiser<br />

Wilhelm II. war das lebende Symbol seines Volkes und Reiches mit<br />

allen guten und schlechten Seiten — aber leider nicht jener Reiter, den<br />

Bismarck in der Hoffnung in den Sattel der hohen Politik gesetzt hatte,<br />

daß er sie schon werde reiten können. Zum Siege über Frankreich<br />

telegraphierte er noch 1940 seinem Nachfolger Adolf <strong>Hitler</strong>: „In allen<br />

deutschen Herzen erklingt der Choral von Leuthen...: Nun danket alle<br />

Gott!"<br />

Obwohl immer wieder behauptet wird, daß die deutschen Militärs<br />

sich mit ihren kriegerischen Gelüsten in die Politik des<br />

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