16.09.2013 Aufrufe

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

dem Osten wieder beleben." Nur durch Landerwerbungen im Osten<br />

könne Deutschland, „das einem Ampurtierten gleicht, allenfalls ein<br />

geschlossenes Wirtschaftsgebiet bilden." Rußland sei nichts anderes als<br />

unser natürliches Kolonisationsgebiet. Unser Programm liege dabei<br />

auch im Interesse anderer Völker — wie aus seinem Buch-Untertitel<br />

hervorgeht. Die deutsche Diplomatie hat daher die Aufgabe, alle Staaten<br />

West- und Mitteleuropas zu einem gemeinsamen Unternehmen gegen<br />

Rußland zu vereinen. Allerdings bezweifelte der Verfasser (nicht zu<br />

Unrecht), daß sich die damalige deutsche Diplomatie dafür mobilisieren<br />

lasse — weshalb ganz neue Männer notwendig seien, um solch große<br />

Aufgaben in Angriff zu nehmen. Er behauptete, daß es für die<br />

Deutschen kein anderes Rettungsmittel gebe, „als entweder die<br />

Verminderung der Bevölkerung oder die Sprengung des Höllentrichters,<br />

d. h. die Vergrößerung des Landes!" Im selben Jahre 1893, als Jentsch<br />

seine Phantasien zu Papier bringt, schreibt das AV-Vorstandsmitglied,<br />

Regierungsrat Kurd von Strantz, einen Aufsatz, in dem er einen Krieg<br />

mit Deutschlands Nachbarn im Osten und Westen fordert. Dabei sollten<br />

Rußland unter anderem auch die baltischen Provinzen genommen<br />

werden. In seinem Buch „Unser völkisches Kriegsziel" von 1918<br />

bekennt Strantz: „In Wort und Schrift habe ich für diesen Rachekrieg<br />

gefochten!" Ein alldeutsches Schlagwort der damaligen Zeit war die<br />

Berlin-Bagdad-Linie, deren Baubeginn 1903 durch eine Gesellschaft in<br />

Angriff genommen wurde, in welcher die Deutsche Bank<br />

entscheidenden Einfluß ausübte. Man hegte dabei den Gedanken eines<br />

von Deutschland beherrschten politischen Systems, das sich über den<br />

Balkan und die Türkei bis in die Vorderasiatischen Olfelder erstrecken<br />

sollte. Der Name wurde von der projektierten Bahnstrecke abgeleitet,<br />

während die Idee selber zwar von den Türken <strong>kam</strong>, aber von einem<br />

berühmten englischen Afrikareisenden und Gouverneur publiziert<br />

wurde, der die Deutschen aus Afrika fortwünschte und sie ablenken<br />

wollte, das Donautal hinunter über die Türkei bis zum Persischen Golf<br />

zu wirken 63 ).<br />

Am Vorabend des Ersten Weltkrieges trieb man, entgegen dem<br />

Willen der Reichsführung, von seiten der Alldeutschen eine<br />

schrankenlose und verantwortungslose Kriegspropaganda, für die einige<br />

Stimmen zeugen mögen, die vor und im Zweiten Weltkriege wieder<br />

anklingen. Auf der Verbandstagung 1913 wurde der Krieg mit<br />

Frankreich als „unvermeidlich", als notwendig „für die deutsche<br />

Ellbogenfreiheit" bezeichnet. Man müsse die deutsche Regierung „aus<br />

ihrer Friedenspolitik herausreißen und<br />

130

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!