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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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Trieben her. Es gibt deshalb keine allgemeingültige und von<br />

Ewigkeitswerten bestimmte ethische Richtschnur. Gut ist einfach, was<br />

der Mensch will, der sich selber leben muß, ganz diesseitig und stark.<br />

Ihm kommt die Haltung eines „Optimismus amor fati" zu, während<br />

Ergebung in eine vermeintliche Fügung der Dinge und Mitleid<br />

Tugenden für die Schwachen sind, die zugrunde gehen sollen. Diese<br />

„Schlechtweggekommenen" sollen nur dienen und können niemals die<br />

gleichen Rechte wie die Starken beanspruchen. Er, der wahre Mensch,<br />

ist Künstler und Freigeist zugleich, der alle bisherige Geschichte<br />

verneint und in der Her-vorbringung des Übermenschen zu einem neuen<br />

Dasein gelangt. So kommt es dann zum Kultus der Macht, des<br />

Grausamen im Menschen, zur Verherrlichung der „blonden Bestie".<br />

Hier wird, nach den Worten des Zarathustra, „der Mann zum Krieger erzogen,<br />

das Weib zur Erholung des Kriegers". Hier wird die Herrenmoral<br />

des Übermenschen, dem das „Pathos der Distanz" ziemt, der<br />

Sklavenmoral des Christentums entgegenstellt. Nietzsche erstrebt eine<br />

internationale Herrscherrasse: „Eine neue, ungeheure, auf der härtesten<br />

Selbst-Gesetzgebung aufgebaute Aristokratie, in der dem Willen<br />

philosophischer Gewaltmenschen und Künstler-Tyrannen Dauer über<br />

Jahrtausende gegeben wird!" In nahezu unheimlicher Schau, doch<br />

gleich einem klaren Gesicht, hat der Philosoph einmal seine<br />

Geschichtsprophetie ausgedrückt:<br />

„Was ich erzähle, ist die Geschichte der nächsten zwei Jahrhunderte.<br />

Ich beschreibe, was kommt, was nicht anders kommen kann: die<br />

Heraufkunft des Nihilismus. Diese Geschichte kann jetzt schon erzählt<br />

werden; denn die Notwendigkeit selbst ist hier am Werk . . . Unsere<br />

ganze europäische Kultur bewegt sich seit langem schon mit einer<br />

Tortur der Spannung, die von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wächst, wie auf<br />

eine Katastrophe los: unruhig, gewaltsam, übersteigert . . . Unsere<br />

gesellschaftliche Ordnung wird gewaltsam wegschmelzen . . . Wir<br />

werden Erschütterungen haben, einen Krampf von Erdbeben, eine<br />

Verschmelzung von Berg und Tal, wie dergleichen nie geträumt worden<br />

ist. Alle Machtgebilde der alten Gesellschaft sind in die Luft gesprengt.<br />

Es wird Kriege geben, wie es noch keine auf Erden gegeben hat."<br />

Der Antichrist wird von dem aus dem Pfarrhaus gekommenen<br />

Antichrist gewaltig gepredigt. Diese Haltung hat den durch die<br />

Bekanntschaft mit Richard Wagner tief beeindruckten Nietzsche sich<br />

von ihm wieder enttäuscht zurückziehen lassen, weil der geniale<br />

Tonschöpfer den genialen Philosophen durch die Verherrlichung des<br />

Christentums im „Parsifal" enttäuschte. Aus dieser Haltung heraus war<br />

Nietzsche auch Antisemit — weil er die Ju-<br />

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