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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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Gedanke einer Reichsreform, zumal die Reichsverfassung von 1919 den<br />

föderalistischen Reichsaufbau von 1871 bestehen ließ und dem<br />

Dualismus Reich und Preußen nicht beseitigte, der zuvor im<br />

gemeinsamen König und Kaiser wenigstens eine bindende Klammer<br />

besaß. Zwar wollte Professor Preuß für Weimar nach dem Vorbilde der<br />

Verfassung der Frankfurter Paulskirche die Einzelstaaten in<br />

Reichsprovinzen umwandeln — und die erste demokratische<br />

Preußenregierung wäre damals dazu bereit gewesen —, aber die<br />

Konferenz der Ministerpräsidenten in Berlin verhinderte dies. Die im<br />

Artikel 18 der Reichsverfassung gegebene Möglichkeit, Preußens<br />

Vormachtstellung mittels Volksabstimmung durch Verselbständigung<br />

seiner Provinzen zu beseitigen, blieb ungenützt — bis auf einen<br />

erfolglosen Versuch in Hannover 1924. Verbesserungen wurden allein<br />

durch den Anschluß Coburgs an Bayern 1920, durch die Vereinigung<br />

der thüringischen Staaten 1920 und durch den Anschluß Waldecks an<br />

Preußen 1922 und 1929 erreicht. Ab 1926 bildete sich eine umfassende<br />

Reichsreform-Bewegung mit dem Plan eines „dezentralisierten<br />

Einheitsstaates", wonach das Reich in mit hoher Selbstverwaltung<br />

ausgestattete Provinzen zerfallen sollte. Der Vater dieser Vorschläge<br />

war der Rechtsanwalt Erich Koch-Weser, 1875 in Bremerhaven<br />

geboren, 1913/19 Oberbürgermeister von Kassel und Mitglied des<br />

preußischen Herrenhauses, Mitbegründer und Führer der Deutschen<br />

Demokratischen Partei und deren Reichstagsabgeordneter 1920,1919/21<br />

Reichsinnenminister, 1928/ 29 Reichsjustizminister; 1933 als rassisch<br />

Verfolgter Auswanderer nach Brasilien, wo er 1944 starb. Von 1927 an<br />

Vorsitzender der DDP, vereinigte sie Koch-Weser 1930 mit dem<br />

Jungdeutschen Orden (s. u.) zur Deutschen Staatspartei, die aber ohne<br />

Wahlerfolge blieb, so daß die Jungdeutschen sich wieder von ihr<br />

trennten. Die Ideen des Reformers, niedergelegt in der Schrift<br />

„Einheitsstaat und Selbstverwaltung" (1928), setzten sich nicht durch,<br />

da sich die norddeutschen und die süddeutschen Länder nicht einheitlich<br />

behandelt fühlten. Daher entstand im Januar 1928 ein „Bund zur<br />

Erneuerung des Reiches" unter dem Gründer und Vorsitzenden Hans<br />

Luther. Der 1879 geborene Berliner Kaufmannssohn und Dr. jur. war<br />

1918 Oberbürgermeister von Essen, 1922/23 Reichsernährungsminister,<br />

1923/25 Reichsfinanzminister, 1925/26 sogar Reichskanzler, 1930/33<br />

Reichsbankprä-sident, um dann als <strong>Hitler</strong>s Botschafter 1933/37 in<br />

Washington zu wirken. Luther bemühte sich in der Länderkonferenz<br />

von Januar 1928 bis Juni 1930 um eine Lösung des Problems durch<br />

Vorschlag einer „differenzierten Gesamtlösung", wobei Preußen<br />

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