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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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festigen." Daraus folge als Pflicht der Selbsterhaltung, den „kosmopolitisch<br />

angehauchten Juden den Schutz und die Pflege unserer<br />

höchsten nationalen Interessen nicht anzuvertrauen". Der Berliner<br />

Philosoph Eduard von Hartmann (1842/1906), Sohn eines Generals und<br />

selber einst preußischer Gardeoffizier, äußerte sich 1885 antisemitisch<br />

in seiner Veröffentlichung „Das Judentum in Gegenwart und Zukunft".<br />

Selbst ein sonst ausgewogener Mann wie der alldeutsche Geheimrat<br />

Ernst Haeckel (s. S. 292) sagte in einer 1894 im jüdischen Verlag S.<br />

Fischer, Berlin, erschienenen Interview-Serie „Der Antisemitismus" zu<br />

Hermann Bahr, einem österreichischen Schriftsteller, er möge es nicht<br />

glauben, und all seine Anschauungen sträubten sich dagegen, daß eine<br />

so mächtige, lange und große Bewegung wie der Antisimetismus ohne<br />

gute Gründe möglich sein sollte! Ja, selbst der Schriftsteller Wilhelm<br />

Raabe aus dem Braunschweigischen (1831/1910), der schon vor 1870<br />

für ein einiges Deutschland unter preußischer Führung eintrat, war trotz<br />

seiner herzlichsten Freundschaft mit dem jüdischen Berliner Professor<br />

Moritz Lazarus (1824/1903) nicht frei von antijüdischen Gefühlen. So<br />

läßt er in seinem Roman „Der Hungerpastor" (3 Bände, Berlin, 1865)<br />

die Judengestalt des Moses Freudenstein alias Theophil Stein auf die<br />

deutschen Mittelschichten, bei denen er viel und gern gelesen wurde,<br />

durchaus antisemitisch wirken. Weltbürger Theophil wird zwielichtig<br />

schillernd und von schimpflichem Untergang betroffen dargestellt. Noch<br />

burschikoser, diesmal mit Wort und Bild, wirkte der weltbekannte und<br />

heute noch überall beliebte Humorist und Karikaturist Wilhelm Busch<br />

aus dem Hannoverschen (1832/1908), der in seinen weit verbreiteten<br />

und überall Anklang findenden Zeichnungen und Versen die Juden<br />

immer abstoßend dargestellt hat. Z. B. dichtet er in der „Frommen<br />

Helene":<br />

„Und der Jud' mit krummer Ferse,<br />

krummer Nas' und krummer Hos'<br />

schlängelt sich zur hohen Börse<br />

tief verderbt und seelenlos."<br />

378<br />

Oder es heißt bei „Plisch und Plum":<br />

„Kurz die Hose, lang der Rock, krumm die Nase und<br />

der Stock, Augen schwarz und Seele grau, Hut nach<br />

hinten, Miene schlau — so ist Schmulchen<br />

Schievelbeiner — (schöner ist doch unsereiner!)".

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