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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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das Blatt des <strong>Hitler</strong>schen Stellvertreters und päpstlichen Kammerherrn<br />

Franz von Papen), beschimpfte die Juden mit Ausdrücken wie<br />

„Ausbeuter, Halsabschneider, Güterschlächter" usw. 1875 schrieb sie:<br />

„Die Judenverfolgungen sind ein Protest der germanischen Rasse gegen<br />

das Eindringen eines fremden Stammes." Hier wird also bereits nicht<br />

mehr religiös wie bei Stoecker argumentiert, sondern rassisch-völkisch.<br />

Selbst von höchster Warte des Vatikans wandte sich „der unfehlbare"<br />

Papst Pius IX. 1872 und 1873 in mehreren Ansprachen gegen die Unmoral<br />

der Juden sowie gegen ihre Anmaßung und Kirchenfeindlichkeit<br />

— und entstammte doch selbst der jüdischen Familie der Mastai-<br />

Ferretti.<br />

Der Judenhaß steigt immer weiter hinab, und wir landen nun beim<br />

Vulgär-Antisemitismus. Schauen wir uns einige seiner Vertreter an.<br />

1. Max Liebermann von Sonnenberg, Westpreuße (1848/<br />

1911), ein von Stoeckers Partei kommender glänzender Redner,<br />

bis 1880 Offizier, dann antisemitischer Politiker, ab 1890 Mit<br />

glied des Reichstages. Er fand für seine Agitation zahlreiche An<br />

hänger, vor allem Hessen, Sachsen und Pommern, also in Gebie<br />

ten, wo später auch die Nationalsozialisten gute Erfolge hat<br />

ten — gründete auf seinen Deutschland-Reisen überall „Deutsch<br />

soziale Vereine" und schloß diese 1889 zur „Deutsch-sozialen<br />

Partei" zusammen. 1887/1904 gab er dafür die „Deutsch-sozia<br />

len Blätter" heraus. Die Zahl der antisemitischen Stimmen und<br />

Abgeordneten im Reichstag stieg infolge seiner und seiner Freun<br />

de Arbeit wie folgt:<br />

1887 = 11 600 Stimmen und 1 Abgeordneter (0,25%),<br />

von 397 im Reichstag,<br />

1893 = 263 800 Stimmen und 16 Abgeordnete (4,03%), 1898 = 284<br />

200 Stimmen und 13 Abgeordnete (3,26%), 1912 = 356 000 Stimmen<br />

und 12 Abgeordnete (3,25%); im Jahre 1907 zählte man sogar 21<br />

Abgeordnete, allerdings zusammen mit der „Wirtschaftlichen<br />

Vereinigung".<br />

2. Dr. Bernhard Förster, Sachse (1843/89), verheiratet mit<br />

Nietzsches Schwester Elisabeth, der <strong>Hitler</strong>-Freundin, Lehrer.<br />

Mit ihr zusammen begründete er als Auswanderer 1886 in Para<br />

guay die noch 1933 bestehende Siedlung „Neu-Germania". 1889<br />

endete er infolge schlechter finanzieller Verhältnisse durch Selbst<br />

mord. Dr. Förster brachte am 13. 4. 1881 im Deutschen Reichs<br />

tage einen Antrag gegen die Einwanderung ausländischer Juden<br />

und gegen das Überhandnehmen des jüdischen Einflusses ein.<br />

Hierzu startete er in Deutschland die erste antisemitische Mas-<br />

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