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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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werte Ziele im Lande Goethes, Beethovens, Menzels, Schinkels und<br />

Kants sammeln sollte 115 )!<br />

In diesem Zusammenhang sei auch ein kurzer Hinweis auf die<br />

Entstehung der sogenannten „Dolchstoßlegende" gegeben, die<br />

gemeinhin den deutschen Militaristen in die Schuhe geschoben wird 116 ).<br />

Nach einer Lesart der „Neuen Zürcher Zeitung" vom 17. 12. 1918<br />

entstammt diese Legende einem Bericht dieser Zeitung vom gleichen<br />

Tage, der sich mit einigen Aufsätzen des englischen Generals Maurice<br />

befaßt. Dieser hatte in den „Daily News" die deutsche Niederlage als<br />

einen Dolchstoß der Heimat gegen das kämpfende Heer erklärt, später<br />

aber die Meinung dahingehend gewechselt, daß doch allein militärische<br />

Gründe die Deutschen zum Waffenstillstand zwangen. Der englische<br />

Schriftsteller Lindley Fraser verweist in seinem Buch „Deutschland<br />

zwischen den Weltkriegen" ebenfalls auf eine britische Quelle. Danach<br />

war kurz nach Abschluß des Waffenstillstandes der englische General<br />

Sir Neill Malcolm von Ludendorff in Berlin zu einem Essen eingeladen.<br />

Als der Deutsche sich bei einem Gespräch über den Zusammenbruch<br />

seines Vaterlandes verständlicherweise zu entlasten suchte und sich über<br />

die Reichsregierung und die Zivilbevölkernug beschwerte, die ihn im<br />

Stich gelassen hätten — da habe Sir Neill die Rede seines Partners<br />

zusammengefaßt mit den Worten: „Sind Sie also der Ansicht, General<br />

Ludendorff, daß man Ihnen einen... Dolchstoß in den Rücken versetzt<br />

hat?" Der Feldherr bejahte diesen Ausdruck freimütig, und in den<br />

folgenden Monaten schlug die Redensart weithin Wurzeln im Volke.<br />

Vor allem von den Rechtsparteien wurde sie aufgenommen, während<br />

die Gegner diese Theorie eine „Legende" nannten. Als dann im<br />

November 1919 der Generalfeldmarschall von Hindenburg vor einem<br />

Ausschuß zur Untersuchung der Kriegführung aussagte, erklärte er<br />

bereits: „ ... Die Revolution war nur der letzte Stoß. Wie ein englischer<br />

General sehr richtig gesagt hat: dem deutschen Heere ist ein Dolchstoß<br />

in den Rücken versetzt worden." Einer der ersten Verbreiter dieser<br />

These war neben Otto Dibelius auch der römische Kardinal von<br />

Faulhaber (s. S. 176), der auf dem Katholikentag in München, dessen<br />

Präsident der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer war, im<br />

August 1922 feststellte: „Die Revolution von 1918 war Meineid und<br />

Hochverrat und bleibt in der Geschichte erblich belastet und mit dem<br />

Kainsmal gezeichnet" und damit den Kampf gegen die Weimarer<br />

Republik unterstützte. Einen besonders harten Kampf führte im Sinne<br />

der Dolchstoßlegende mit den ab 1924 herausgegebenen „Dolchstoß-<br />

Heften", denen 1925 ein entsprechender<br />

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