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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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abhalten. Hierbei hatte der damalige Wiener Außenminister Viktor<br />

Adler (geboren in Prag 1852, gestorben in Wien 1918), ein jüdischer<br />

Sozialdemokrat, hervorragenden Anteil. Hätte dieser revolutionäre Elan<br />

damals entschlußkräftige Männer als Politiker gefunden — der<br />

Anschluß wäre sicher durchgesetzt worden. Auch die Engländer, deren<br />

Entwürfe zum Friedensvertrag den sofortigen Anschluß Österreichs an<br />

Deutschland vorsahen, sowie die Amerikaner, für die Wilsons<br />

Hauptberater Lansing in Versailles denselben Standpunkt vertrat, hätten<br />

sich einer Spontanaktion nicht in den Weg gestellt. Sie fielen erst im<br />

Frühjahr 1919 um — obwohl der USA-Unterstaatssekretär Lansing aufgrund<br />

der oben erwähnten und für den Anschluß zu 95 Prozent<br />

günstigen Probeabstimmungen erklärte: „Eine klarere Verleugnung des<br />

angeblichen Selbstbestimmungsrechtes ist kaum zu denken, als dieses<br />

Verbot des fast vom einmütigen Wunsche eines Volkes getragenen<br />

Anschlusses an Deutschland." Damit wurde auch Präsident Wilsons<br />

feierliche Proklamation vom 8. 2. 1918 mißachtet, in der es noch hieß:<br />

„Völker und Provinzen dürfen nicht von einer Staatshoheit in eine<br />

andere verschoben werden, als seien sie bloße Gegenstände oder<br />

Spielmarken." In Weimar hatte ein Antrag von Friedrich Naumann (s.<br />

u.) bereits die Verfassungsbestimmung festgelegt: „Österreich tritt als<br />

Ganzes und als ein Gliedstaat dem Deutschen Reiche bei." Und in der<br />

Weimarer Reichsverfassung hieß es im Artikel 61, Absatz 2: „Deutschösterreich<br />

erhält nach seinem Anschluß an das Reich das Recht der<br />

Teilnahme im Reichsrat". Alle deutschen Politiker waren damals<br />

großdeutsch, selbst die Linksradikalen. Einer ihrer Führer, der Jude<br />

Haase von der USPD, sagte: „Aus der Unabhängigkeit Deutsch-<br />

Österreichs folgt aber auch das unabänderliche Recht Deutsch-<br />

Österreichs, sich nach seinem Willen mit dem deutschen Volke zu<br />

vereinigen." Scheidemann rief am 12. 5. 1919 in der Berliner<br />

Universität aus: „Ich danke vor allem und erwidere in unvergänglicher<br />

Anhänglichkeit das Gelöbnis der Treue, das gerade jetzt aus Wien zu<br />

uns herüberschallt. Brüder in Deutschösterreich, die auch in der<br />

dunkelsten Stunde den Weg zum Ge-samtvolk nicht vergessen, wir<br />

grüßen euch, wir danken euch, und wir halten zu euch!" Der Wiener<br />

Staatskanzler und Führer der Sozialdemokratischen Partei Österreichs<br />

antwortete seinen Genossen im Reiche: „Der großdeutsche Gedanke<br />

bleibt, und unsere deutsche Seele werden wir nicht preisgeben, wir<br />

Kinder der unglücklichsten Nation!"<br />

Inzwischen hatten nämlich die siegreichen Alliierten in dem am 7. 5.<br />

1919 übergebenen Entwurf des Friedensvertrages mit<br />

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