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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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Im Zeichen der Bismarckschen Reichsgründung wächst der deutsche<br />

Antisemitismus wesentlich in die Breite und vor allem in die Tiefe des<br />

Volkes hinein. Der Reichsgründer (s. S. 111) dessen Stellungnahme zur<br />

Judenfrage nicht einheitlich ist und wohl mehr in der Theorie als in der<br />

Praxis ablehnend, umgibt sich sowohl mit jüdischen wie mit<br />

antisemitischen Beratern und Freunden. Zu den letzteren zählten:<br />

l.Sein Mitarbeiter Moritz Busch aus Dresden (1821/99), im<br />

Auswärtigen Amt Leibjournalist des Fürsten und antisemitischer<br />

Publizist;<br />

2. sein Berater Hermann Wagener, aus Neuruppin (1815/89), Justizrat<br />

und Landtagsabgeordneter in Preußen, Gründer der „Neuen<br />

Preußischen Zeitung" als des mächtigsten Organs der konservativen<br />

Partei und bis 1854 dessen Chefredakteur, wofür ihm die Partei ein<br />

Rittergut schenkte. Ab 1859 gab Wage-ner das 23bändige „Staats-<br />

und Gesellschaftslexikon" heraus und beriet als 1. Rat im Preußischen<br />

Staatsministerium Bis-marck bei dessen Konspiration mit Lassalle,<br />

dem jüdischen Politiker sowie im Kultur<strong>kam</strong>pfe den jüdischen Justiz-<br />

Unterstaatssekretär von Friedberg gegen die Jesuiten. 1873 machte er<br />

infolge von Spekulationen wirtschaftlich pleite und ging in Pension.<br />

Wagener verfaßte 1857 „Das Judentum und der Staat".<br />

3. In hohem Ansehen stand bei Bismarck der Geheimrat Prof. Dr. Adolf<br />

Arndt, als getreuer preußischer Monarchist (und ehemals Rektor der<br />

Universität Königsberg) sowie Freikonservativer zweimal einem<br />

Sozialdemokraten als Reichstagskandidat unterlegen. Ihn hat der<br />

Fürst sogar in Friedrichs-ruh geküßt! Arndts Sohn Adolf, später<br />

„Krönjurist" der SPD im Bundestag, war wie einst der Vater,<br />

Nationalist, angeblich Teilnehmer am Kapp-Putsch und wurde von<br />

den Nazis am 11. 7. 1933 als Anwalt zugelassen, nachdem er ihnen<br />

als Richter in der Republik entgegengekommen war; 1965 setzte er<br />

sich maßgeblich gegen die Verjährungsfrist ein. Entscheidenden<br />

Einfluß hatten die Antisemiten auf Bismarck<br />

nie gewonnen, der als junger Mann einmal über diese Leute sagte: „Ich<br />

bin kein Feind der Juden. Ich liebe sie sogar unter Umständen. Ich<br />

gönne ihnen auch alle Rechte, nur das nicht, in einem christlichem<br />

Staate ein obrigkeitliches Amt zu bekleiden ... Ich teile diese<br />

Empfindung mit der Masse des niederen Volkes und schäme mich<br />

dieser Gesellschaft nicht 255 )." Der älteste Sohn des Reichsgründers, der<br />

2. Fürst Bismarck, Herbert, heiratete 1892 in Wien eine Gräfin Hoyos,<br />

Großtochter der eng-<br />

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